Verurteilt: Das Tanz-IdoI Khordadian wird für zehn Jahre im Iran festgesetzt.

Tanzen ist verboten - da bleibt der Iran hart
Der berühmteste Tanzlehrer des Landes kam aus den USA zu Besuch, wurde verhaftet und für zehn Jahre festgesetzt
Von Karen S. Schultz

Einmal mehr hat ein Gericht im Iran ein Urteil gefällt, das den Rest der Welt aufhorchen lässt: Der berühmteste Tänzer und Tanzlehrer des Landes, Mohammad Khordadian, ist wegen "unmoralischen Verhaltens" und "schlechten Einflusses auf die Jugend" zu zehn Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der 46-Jährige darf das Land zehn Jahre lang nicht verlassen. Zudem gilt für ihn ein lebenslanges Verbot, jemals wieder jungen Leuten Tanzunterricht zu geben. Über das Urteil berichtete die amtliche Zeitung "Iran" am Montag.
Khordadian hatte 20 Jahre lang in den USA gelebt und war dort in einer eigenen Fernseh-Show aufgetreten. Die über Satellit ausgestrahlte Sendung war auch im Iran sehr populär; dort hat der Privatbesitz von Satellitenschüsseln zum Empfang auswärtiger Sendungen zugenommen, obwohl diese Tendenz dem Regime ein Dorn im Auge ist.
In Iran ist jede Form des Tanzens, insbesondere mit dem anderen Geschlecht, verboten. Auch wer bei privaten Feiern gegen das Verbot verstößt, muss mit vorübergehender Festnahme und hohen Geldbußen rechnen. Khordadian, der auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, war im März in den Iran gekommen, um seinen kranken Vater zu besuchen. Als er im Mai nach Los Angeles zurückkehren wollte, wurde der Tänzer am Flughafen - festgenommen.
Vor Gericht sagte Khordadian, Tanzen sei für ihn ein Sport. Ihm sei nie in den Sinn gekommen, dass seine Shows einen negativen Einfluss auf die Jugend haben könnten. Der Anwalt des Tanzlehrers, Abdolrahman Rasouli, sagte: "Khordadian hat nichts getan, was eine Strafe verdient hätte." Rasouli sagte, er werde das Urteil anfechten.
Das Urteil gilt als Rückschlag für jene, die sich weitere Liberalisierungsschritte im Iran erhofft hatten Nach dem Sturz des Schah und der so genannten islamischen Revolution im Jahr 1979 waren harte Beschränkungen eingeführt worden, die große Teile der iranischen Mittelschicht veranlasst hatten, das Land zu verlassen. Hoffnungen auf Lockerungen waren mit der Wahl des als gemäßigt geltenden Präsidenten Mohammed Khatami im Mai 1997 verknüpft. Jedoch kontrollieren islamische Hardliner weiterhin viele Bereiche der Gesellschaft, darunter die Justiz.
Weiterhin gärt es in der Gesellschaft des Iran. Besonders die jungen Leute rütteln an den Bestimmungen. So musste ran das iranische Innenministerium eine für den heutigen Dienstag geplante Studenten-Demonstration verbieten: Die Behörden fürchten offenbar Unruhen - ähnlich wie jene, bei denen sich Studenten am 9. Juli 1999 für Pressefreiheit ausgesprochen hatten.
Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 9.7.2002

Montag 27. Mai 2002, 11:45 Uhr
Wieder Bombenanschläge auf Musikgeschäfte im Osten Afghanistans

Islamabad (dpa) - Der Terror mutmaßlicher Moslemextremisten gegen Musikgeschäfte in Chost im Osten Afghanistans geht weiter. Das berichtet die afghanische Nachrichtenagentur AIP. Vier nahe nebeneinander liegende Läden waren gestern durch eine Bombenexplosion zerstört worden. Zuvor hatte es in Chost bereits mehrere Anschläge auf Geschäfte mit Musikkassetten gegeben. Unter den Taliban war weltliche Musik in Afghanistan verboten.
Quelle: http://de.news.yahoo.com/020527/3/2s57a.html

(...) Die Errichtung eines Terrorregimes in Afghanistan durch die Taliban in einem bis dahin nie gekannten Ausmaß zeichnete sich insbesondere durch die weitere Verschärfung der von ihren Vorgängern eingeführten Einschränkungen für Frauen aus. Die Frauenverfolgung erreichte eine in der afghanischen Geschichte nie dagewesene Dimension und Brutalität. Sie wurde regelrecht zur Staatsdoktrin erhoben. Das Berufs- und Arbeitsverbot für Frauen, das Schulbesuchsverbot für Mädchen bedeuteten die vollständige Verbannung der Frauen aus dem öffentlichen Leben und den Ausschluss von jeglichem kulturellen Zugang. Dem gesamten afghanischen Volk beschnitt das Verbot u. a. von Musik, von Drachensteigen lassen, oder von Schachspielen, die Schließung der Badehäuser, die Einführung eines Bart- und Turbanzwanges für Männer, die Vernichtung von Kulturgütern die noch - wenn auch minimale - verbliebene Lebensfreude. Die Missachtung elementarster Menschenrechte, eine nie dagewesene Unterdrückung und Verfolgung ethnischer und religiöser Minderheiten, die Verhängung und Vollstreckung grausamster, mittelalterlich anmutender Strafen wie Handabhacken, Aufhängen, Steinigung etc. waren abschreckende Merkmale ihrer Herrschaft. Hinzu kam ihre völlige Unfähigkeit, die Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und im Gesundheitsbereich zu gewährleisten. Nur die Tätigkeit der anwesenden NGOs hat das Leben in Afghanistan vor dem Kollaps bewahrt. Dieses den Afghanen von außen aufgezwungene Regime hing am finanziellen Tropf Pakistans und Saudi-Arabiens. Ohne deren massive Unterstützung wäre es in relativ kurzer Zeit zusammengebrochen. (...)
zitiert aus: Matin Baraki "Islamismus und Großmachtpolitik in Afghanistan" (http://www.das-parlament.de/08-2002/beilage/b-a-5.html)