Cathy Wayne
Rick Ferrers-Guy
Phil Pill
Kurt Willis
Dead Popstars

"Im Top Ten Club in Hamburg erfuhren wir, dass eine Band aus England in Saigon auf der Bühne attackiert worden war, als sie in einem Club voller amerikanischer Soldaten auftrat. Man erzählte uns, dass ein Sympathisant der Kommunisten den Club betrat, den Splint aus einer Granate zog und sie auf die Bühne rollte. Sie explodierte und tötete eines der Bandmitglieder. Und jemand von uns sagt: "Was haben wir uns da eingebrockt?" Es war eine grässliche Idee, und ich danke Roger und Gary heute noch, dass sie nicht aus dem Urlaub zurückkehrten." (Eddie Shaw von der avantgardistischen Beatband The Monks über die nicht stattgefundenen Tournee durch Vietnam und das Ende der Band 1967 in Heft 10/2006 der Musikzeitschrift SPEX). Eine Internet-Recherche hat leider keinen Hinweis darauf erbracht, welcher britische Rockmusiker 1967 in Saigon einem Attentat zum Opfer fiel. Allerdings habe ich bei der Suche von ein paar anderen Todesfällen erfahren:


Am 5.Juli 1968 gerät der Bus der Band "Brandi Perry And The Bubble Machine", die unvorsichtigerweise ohne militärischen Schutz unterwegs ist, in Südvietnam auf dem Weg nach Vung Tau in einen Hinterhalt, entweder von Truppen des Vietkong oder von der südvietnamesischen Armee. Der Schlagzeuger Kurt Willis und der Keyboarder Phil Pill, beide erst 17 Jahre alt, kommen dabei ums Leben, der Bassist Jack Bone und die Sängerin Paula "Brandi Perry" Levine werden mehr oder weniger schwer verletzt.

"Brandi Perry And The Bubble Machine" sind auch Gegenstand des Dokumentarfilms "Entertaining Vietnam" von Mara Wallis über Musiker, die die amerikanischen Truppen in Vietnam betreuten.


Am 20. Juli 1969 wird die australische Sängerin Catherine Anne "Cathy Wayne" Warnes auf offener Bühne in Da Nang erschossen. Täter ist der farbige Sergeant J. W. Killen , der offenbar seinen Vorgesetzten Major R. E. Simons töten wollte. Er schoss von außen durch die Insektengitter und traf dabei anstatt seinen Vorgesetzten, der in der ersten Reihe saß, Cathy Wayne in die Brust. Das sogenannte "fragging", Mordanschläge auf ungeliebte Vorgesetzte, kam immer wieder in den US-amerikanischer Truppen in Südvietnam vor. Welche Strafe Killen für seine Tat erhielt ist nicht bekannt.

Cathy Wayne wurde am 7. Dezember 1949 in Arncliffe bei Sydney geboren und war bereits in jungen Jahren in verschiedenen australischen Fernsehshows zu sehen. Bereits im Frühjahr 1967 war sie mit Erlaubnis ihrer Eltern zur Unterhaltung der amerikanischen Truppen in Süd-Vietnam auf Tournee. 1969 war sie trotz Bedenken ihrer Eltern in den 2 Wochen vor Ihrem Tod als Teil der australischen Band "Sweethearts on Parade" zusammen mit ihrem Freund Jimmy Taylor (Keyboards und Bass), Rick Hoare (Gitarre), Clive Glover? (Schlagzeug), "Jeff the Booza" als MC und 2 Go Go-Tänzerinnen (Stripperinnen?) in Südvietnam unterwegs.

Der Mord an Cathy Wayne ist auch Gegenstand des Buchs "Special Agent, Vietnam: A Naval Intelligence Memoir" von Douglass H. Hubbard Jr., erschienen bei Potomac Books. Weitere Informationen und Fotos von Cathy Wayne: http://www.adb.online.anu.edu.au/biogs/A160588b.htm, http://www.jimmytaylor.net/part2.html und http://www.communities.ninemsn.com.au/EntertainingVietnam/cathywaynewarnes.msnw?Page=1


Im Dezember 1967 sprang der englische Gitarrist Richard Thomas Edward "Rick" Ferrers-Guy vom Dach des Peace Hotel in Qui Nhon. Das Selbstmordmotiv ist unklar. Er war zuletzt mit der "The Pussycat A Go Go Show” mit einem französisch-kanadischen Brüderpaar an Keyboards und Schlagzeug unterwegs. Der 12jährige Schlagzeuger war musikalisch ziemlich unerfahren (erstaunlich, wer damals so alles zur Unterhaltung amerikanischer Soldaten in Vietnam unterwegs war, sogar 12jährige Schlagzeuganfänger), was zu Spannungen führte. Auch hatte Ferrers-Guy sich in ein behindertes vietnamesisches Mädchen in Danang verliebt, die aber seine Zuneigung nicht glauben wollte und Rick nach 4wöchiger tourbedingter Abwesenheit zurückwies. Hinzu kam eine Schlägerei mit 3 farbigen Gis nach einem Streit über Musik. Ferrers-Guy hatte nämlich die Fähigkeit sowohl Soul- als auch Country & Western-Songs überzeugend zu interpretieren, was zu jeweils wechselnder Zustimmung und/oder Ablehnung des weißen, bzw. farbigen Teils des Publikums führte. Für Rick war alles einfach nur Musik. Ein erster Selbstmordversuch mit Tabletten wurde von seinen früheren australischen Musikerkollegen verhindert, als sie ihn im Hotelzimmer rechtzeitig entdeckten. Eine Woche später entdeckte der Keyboarder Tommy Reviere (von "The Pussycat A Go Go Show”) Rick auf in verwirrter und aufgewühlter Stimmung dem Dach des Hotels. Als Tommy mit ihm sprechen wollte drohte Rick vom Dach zu springen, wenn er näher kommen sollte. Tommy glaubte dieser Drohung nicht und ging auf Rick zu, der daraufhin tatsächlich sprang. Rick Ferrers-Guy wurde 23 Jahre alt.

Weitere Informationen zu Rick Ferrers-Guy: http://www.communities.ninemsn.com.au/EntertainingVietnam/rick.msnw

© 18-02-2009 by Martin Fuchs / Mehr Tote? / Zurück zu den Lebenden?