The Flying Lizards/David Cunningham: Diskografie

Die Flying Lizards seines der vielen kleinen Wunder der New Wave, als in den Single-Charts auch Merkwürdigkeiten wie alte Rock'n'roll-Hits auf Kinderklavieren gespielt, gepaart mit Dub und Sprechgesang, auf ein offenes Ohr stießen. Oft aber steckte hinter solchen "Witzen" ein durchaus tieferes Konzept. Hinter den Flying Lizards steckte im Kern David Cunningham mit einen Haufen Dada- und Fluxus-Ideen, die hervorragend zum Do-it-yourself-Sprit von Punk passten. Alles ist erlaubt, der Gründungsmythos von Punk in seiner direktesten Anwendung.
Der aus Nordirland stammende Cunningham kam Mitte der 70er Jahre an das College of Arts in Maidstone und entdeckte dort für sich, dass die Zerstörung eines Objekts mehr Interesse erregen kann als das Objekt selbst. Über Film- und Videoarbeiten kam er zur experimentellen Musik und veröffentlichte nach seinem Abschluss 1977 sein ziemlich unanhörbares Solo-Album "Grey Scale" auf dem eigenen Piano-Label, auf dem er neben mathematischen Klavieretüden, die dem Fehler huldigen, bereits erste Sample-Techniken verwendete. Während dieser Tonband-Basteleien in seiner Freizeit entstand auch die dekonstruierte Version von "Summertime Blues", die als erste Flying Lizards-Single erschien. Die musikalische Theorie hinter "Grey Scale", Fehler in der Interpretation des musikalischen Ausgangsmaterials so lange zu wiederholen bis sie von einem weiteren Fehler abgelöst werden, findet hier ihre konkrete Anwendung: wo die Beteiligten mit ihren Fähigkeiten an musikalische Grenzen stoßen wird dieses Versagen gefeiert. Eddie Cochrans Leidenschaft lässt sich in der wirtschaftlichen Krisenstimmung von 1977 nicht wiederbeleben, also verzichtete Deborah Evans auf jegliche Gefühle und die Musikinstrumente auf jeglichen Wohlklang. Keiner zeigte an der Stück Interesse bis schließlich über 1 Jahr später Virgin Records dann doch zugriff. Das überraschende Interesse der Hörer forderte Nachschub und Virgin bekam "Money", dass sich zum Monsterhit entwickelte. Dies ermöglichte es Cunningham, Virgin einen besseren Vertrag abzuluchsen und innerhalb von 3 Wochen entstand unter Mithilfe u.a. von Steve Beresford und David Toop, Deborah Evans, der Journalistin Vivien Goldman, Charles Hayward von This Heat und Bruce Smith von The Pop Group die erste LP, eine Mischung aus Groove und Dada, Improvisation und Dub. Gerade das letzte Element brachte dann Cunningham dann den Auftrag von Virgin, Aufnahmen des Jamaikaners Jah Lloyd zu remixen. Veröffentlicht wurde das Ergebnis allerdings erst fast 20 Jahre später. Daneben begann Cunningham eine Karriere als Produzent u.a für The Pop Group Wayne County, This Heat und Palais Schaumburg. Die nächste eigene Single fand allerdings nicht das Interesse von Virgin, also erschien "The Laughing Policeman" bei der Konkurrenz Arista unter dem Pseudonym The Suspicions. Die Arbeit für die zweite LP "Fourth Wall" zog sich dann allerdings über 15 Monate hin. Diesmal waren Robert Fripp, Michael Nyman, Steve Beresford und Patti Palladin unter den Beteiligten und das Ergebnis war keine erneute Sammlung bizarrer Tracks, sondern mehr ein Gesamtwerk, besser produziert und subtiler, aber mit ähnlichen Qualitäten wie die erste LP. Leider fand die LP nicht viel Zustimmung, vielleicht weil Cunningham zu subtil war, vermutlich aber eher, weil der Rest der New Wave-Welt aufgeholt hatte und die LP nicht mehr so deutlich aus dem sonstigen Angebot herausstach. Danach vertiefte sich Cunningham in eine jahrelange Zusammenarbeit mit Michael Nyman, nur 1984 unterbrochen von der dritten Flying Lizards LP "Top Ten", diesmal nur mit Coverversionen. Sie ist das ziemliche Gegenteil zu den früheren Veröffentlichungen, denn den Songs ist jegliche Emotion ausgetrieben, Berechnung statt Chaos/Dada/Fluxus, es regiert der kalte Zynismus - ein treffendes Statement zu einem England der Yuppies und Margret Thatchers. Danach war mit den Flying Lizards Schluss. Ab 1990 gab es wieder eigene musikalische Lebenszeichen von David Cunninghams, jedoch keines, dass beabsichtigte, innerhalb der Pop-Welt wahrgenommen wurde. Aber das hatte er von Anfang nicht.
Wer im übrigen die frühen Flying Lizards mag, der sollte sich im Internet mal nach Ergo Phizmiz And His Orchestra und deren Internet-Veröffentlichungen "White Light/White Heat" und "Arff And Beef" umsehen.

1.TV [3:52] [General / Strike / Solomon / Cunningham / Evans]
2.Tube [5:04] [General / Strike / Solomon / Cunningham]

Masks and voices
1.Siren sign 1.47
2.Engine shadow 2.54
3.Magic words 2.00
4.At one remove 1.34
5.Engine definite 2.18
6.Not speech 0.48
7.Masks and voices 2.33
Canta
8.Mass 7.01
9.Canta 8.17
10.Collective 3.51
Four songs
11.Resolution 2.01
12.Black air tower 2.13
13.Belgrano 2.38
14.True air 2.03
Two solos
15.Idiolect 1.59
16.Invisible 4.10

1.Unlooped 1.15
2.God 4.14
3.Russians 2.47
4.Provenance 4.22
5.Eighth 1.10
6.Out in the yard 2.21
7.From the yard 2.06
8.Are you a fish? 1.50
9.Citizen 2.46
10.Sixth 1.36
11.The unpopular statement 4.00
12.The little one 0.55
13.Potomac 3.35
14.Dark river 5.33
15.The non-loop 4.57
16.Seventh 0.38
17.Austria 3.01

© 2005 Martin Fuchs unter Verwendung von They were a very different band. This is a resource website for and about David Cunningham's Dada/Fluxus-inspired new wave rock group from the late 70's and 80's. und DAVID CUNNINGHAM / FLYING LIZARDS = DISCOGRAPHY, compiled by: Jeff Hall (jeffh@artnet.net)
Homepage von David Cunningham und Piano Records: www.stalk.net/piano/
Mehr Musik / information overload