Kid P. holt zum Rundschlag aus: Er beginnt eine Reihe von Städtereportagen mit der Wahrheit über Hamburg.
Wir brauchen keine Streicheleinheiten mehr für Neue Deutsche Musiker/Künstler! Es gibt schon zu viele verschreckte Kleinartisten, die es gewohnt sind, von SOUNDS gehätschelt zu werden. Und zu viele kleine Würstchen, die sich für ernste Musiker halten und sichtlich verstört waren über meine Fragen und nichts zu sagen hatten. Das Ergebnis: mehr Informationen über Bildungsbürger und grenzenlose Langeweile. Und keine Gemeinheiten, sondern Wahrheiten.
Von Kid P. GRUPPEN Abwärts sind der bisher letzte bekannte Panikeinkauf der Plattenindustrie. Aber wenn alle Hausbesetzer, Hascher und Hippies ihre neue grausige LP kaufen, werden sie der Phonogram auch die hohe Vorzahlung (man hört von 50 000 DM) wieder einspielen. Aber der Abwärts-Versuch, den Hippie unter dem Deckmantel des New Wavers wieder salonfähig zu machen, dürfte endgültig gescheitert sein. (Erklärung für Jörg Gülden: Hippies sind meist drogengeschädigte Typen, die sich für sehr fortschrittlich halten, obwohl ihre [Weltverbesserungs-] Ideale von gestern sind.) Die Doraus und die Marinas
Und kommen wir nun zu einer Vereinigung ("gottgewollt" O-Ton Jörg), von deren sexuellen Besessenheiten erst die Spitze eines Eisberges wahrzunehmen war. Jeunesse Doree (die vergnügungssüchtige Großstadtjugend) ist das Projekt des kleinstädtischen Beamtensohnes und Jim Morrison (der Politiker der Erotik)/Elmar SchärmerVerehrers Jörg (23). Sätze wie Acht- bis zehnmal am Tag habe ich ihr gegeben, was sie brauchte" oder "Engelchen, zieh dich aus, ich berste" (aus den Memoiren des genialischteuflischen Sexverbrechers Schärmer) könnten auch seinen perversen Gelüsten entnommen sein. Fast die Hälfte des Tages verzehrt er sich in Sehnsüchten nach Frederike (22), seiner Sängerin, einer gutbehüteten Architektentochter mit seichter, altromantischer Bildung, die an seiner Männlichkeit kein gutes Haar läßt (Jörg singt höher als ich!") und herbe Männerdeos benutzt (Jörg gebraucht weiche, schwere Deos von Derringer und Henry M. Betrix und Juvena Seife, 9,50 DM das Stück). Von Spannung spür ich auf ihrer ersten Maxi-Single aber nichts: wulstig-klebrige Arrangements und harter, unsicherer Gesang pappen schöne poppige Liebesballaden völlig zu. Durch erotische Kühle entnervt, sucht Jörg für eine (bis jetzt noch) vielversprechende LP neue (Gesangs-)Talente, mit exzessivem Sex. Völlig überflüssig, oberflächlich und öde ist die Oberschüler-Möchtegern-Pop-Band die Kapazität. Christoph Willumeit (18, Schüler), Stephan Braun (21) und der Student Wolfgang Marx (21, sein Vater ist Bundeswehr-Oberst) versuchen sich seit zwei Jahren extrem erfolglos und machen peinlichste Texte ("Die Strafe meiner Augen ficht euch nicht an" usw.). Texte einer anderen peinlichen Art bei Nachdenkliche Wehrpflichtige, dem Projekt von Diedrich Diederichsen (24, Journalist, Student, - der sich bisher erfolgreich der Wehrpflicht entzogen hat) und dem Kunstmaler Albert Oehlen (28, jetzt "Männer in nassen Kleidern"). Nach der ersten frigide-ekligen Künstlersingle (1 500 verkauft) sucht jetzt nur noch DD, Sohn eines Theaterwissenschaftlers und einer Lehrerin, zu alten, gefundenen Prosatexten und Musikideen "von Bowie bis Bow Wow Wow" (O-Ton DD) Gastmusiker zusammen. Die ersten beiden neuen Songs (Soft-Funk und Dschungelpsychedelik) sind natürlich im BowieVergleich ein Witz, ansonsten aber noch akzeptabel. Aber DD ist auch weiterhin Peinlichkeiten (er nennt es "exzentrische Ausfälle") gegenüber immer aufgeschlossen. Kein Wunder bei seiner Vor/Verbildung, dem Abitur auf Hamburgs Eliteschule, dem 450 Jahre alten Johanneum (mit 2,2); als Ausgleich brüstet er sich damit, als "einziger" der hier vertretenen Musiker Brusthaare zu haben ("aber nur ein paar"). Seine Helden: John Cale, John Lennon, Marcel Proust. Palais Schaumburg, die Band, die geruchlose Mum Deoroller, Niveacremeseife und Babyshampoo bevorzugt, ist keine Tanzband, d.h. man kann nach ihrer Musik (Jazz?) nicht richtig tanzen, sondern nur nervös mit dem Arsch wackeln. Musik für Verhaltensgestörte. Und originell (was sie sind!) heißt nicht gut! So diffus und faselig wie die Musik (Ausnahme die Single "Telephon") sind Holger Hillers (Schweinedrogen?)-Texte ("Die CDU verpißt sich/wie Tiger an der Pampel-Ampel"). Holger Hiller (25, Kunststudent, Musiker, u.a. auch bei Geisterfahrer und Kiev Stingl, und heute überall als wichtiger Einfluß gefeiert) hat mich gebeten, ihn doch fertigzumachen/als "bornierten Lackaffen" zu bezeichnen. Dabei ist er nur ein harmloser, hysterischer Spinner (manche sagen Exzentriker), der im Alkoholrausch zu grotesk-witziger Form aufläuft. Bei Palais Schaumburg ist er ausgestiegen (eine seiner Launen?) und plant eine Single mit vier vietnamesischen Sängerinnen. Mit neuen LP-Aufnahmen versuchen die restlichen Drei der Phonogram die gleiche phantastische Summe wie bei der ersten LP aus der Tasche zu ziehn (LP-Verkauf 20.000, Singles bei ZZ je 3500): Thomas Fehlmann (24, Schweizer Architektensohn - der Vater baute z.B. Krankenhäuser in Kuwait und im Iran -, Maler und Grafiker, 1976 als Kunststudent nach Hamburg eingeladen, Skifahrer), Timo Blunck (20, Zivildienst im Altonaer Kinderkrankenhaus, in dem sein Vater Chefarzt ist, Mutter Ballettlehrerin, Abitur im Johanneum mit 1,3, ehemaliger VW Cabrio-Fahrer) und Ralf Michael Hertwig (18, Schüler, Sohn eines Aufsichtsrats der Deutsch-Südamerikanischen Bank, sammelt Musik- und Filmberichte und benutzt die Tönungscreme seiner Mutter). Fische-Freund, Q-Tips- und Massagegerät-Benutzer und Simmel/John Waters-Filmliebhaber Thomas Fehlmann wird eine 12inch ("Westmusik") mit dem New Yorker Peter Gordon herausbringen, mit leicht rauher Jazz-Bar-Instrumentalmusik (leichte Spuren seiner musikalischen Vorbilder Fripp/Eno).
Mehr Sex-Verbindungen: hier ist die intellektuellere (harmlosere) Version von Jeunesse Doree: Ti-Tho. Thomas Stelter (25, Musiker, Altfreund Holger Hillers, Hippie in Spanien und London - was er nicht zugibt, er schämt sich seiner Hippievergangenheit -Flamencogitarrist, Synthiprogrammierer, Joseph-Beuys-Verehrer) verliebt sich "gerne und oft, und hoffnungslos in die Sängerin" Tina Marisa Calcanio (16, Schülerin, mit italienisch/ägyptischem Vater, der Geige im Osloer Symphonieorchester spielt, und deutsch/russischer Mutter; Ballettänzerin, Pianistin, abstrakte Malerin, mag keinen Pop und kein Fernsehen). Die sich auch "gerne und häufig" verliebt (in Künstler/Intellektuelle), aber nicht in Thomas. Aber alle lieben sie (ältliche Intellektuelle brauchen anscheinend junge Dinger), und sie will kein Sexsymbol sein. Also auch kein Erfolg für Ti-Tho, die sich viel zu ernst nehmen, mit verquasten Künstlertexten (die ich nicht ernst nehmen kann) und hauptsächlich üblicher maschineller Korg-Grütze (ihr Singlestück hat einen hübschen Akkordeonrefrain, also müßten sie's ja besser können). Und Mädchen in Tinas Alter sollten sowieso nicht soviel Dostojewski lesen, Pop Group hören und alberne schwarze Messen auf stillgelegten Friedhöfen in Schwarzenbek besuchen. Beefheart-mäßige, uninteressante bis eklige Geräusche/Rhythmen spielen die Vielleichtors mit Markus Oehlen, dem "ehemaligen Drogenhändler" (O-Ton Oehlen) Berthold Locke und wechselnden Besetzungen. Der schwergewichtige Karikaturistensohn Markus Oehlen (25, Kunstmaler, ein echter Oehlen in der Größe 2x3 m liegt bei 8000.-) verbringt seine Freizeit mit Alkohol ("muß trinken"), Wichsen und penibler Körperpflege ("wenig Waschen, viel Niveacreme"). In stumpfer alter Rocktradition "ihr Ding bringen" wollen X-mal Deutschland; und dann halten sie nicht mal was von Sexy-Images. Dafür mehr von Schwarzen Messen, zu denen Fiona (18, Schottin, ihr Vater wohnt auf Jamaika, wo er eine schottische Likörfabrik besitzt) ihre selbstgebastelten Voodoopuppen mitbringt. Das einzige, was ich ihnen abnehme, ist, daß sie als kleine Amateur-Garagen-Depressorocker zuviel schlechte Bücher gelesen haben und ansonsten auf Pfefferminzschokolade, Hamburger, Ami-Cabrios vor 1960 und deutsche Horrorstummfilme stehen. (2000 verkaufte Singles). Definitiv zu viel schlechte/schlappe Musik haben die Zimmermänner gehört. Sie machen's nach, und heraus kommt noch mehr spannungsarme Musik, von Leuten, denen es offensichtlich zu gut geht. Es schwappt seicht und inhaltsleer vorbei (ihre eigene Einschätzung als "Westcoast-Funk" ist ziemlich treffend), Technik aber kein Gefühl. Du kannst es dir vorstellen, wenn du weißt, daß der Sänger/Gitarrist Ewald Braunsteiner ist. Ewald ist Detlef Diederichsen (22, SOUNDS-Schreiber, Musiker, Diedrichs Bruder, Abitur auf dem Johanneum). Außer Timo Blunck (Tasten/Gesang) und Christian Kellersmann (21, Musikstudent) spielt jetzt die Ex-Saal 3-Rhythmusgruppe mit, Hans-Jürgen Piel (19) und der Wurstfabrikantensohn Johann Michael Bley (20). (Verkaufte Singles: 2000 und 1000). Die Punks "Die rohen Punker - Nadel im Ohr, Haß auf die Welt" (berichtet BILD im PunkerKrawallsommer 1980). 1982 im berühmten Karolinenviertel treten Anarchopunks im TV auf, in der Sendung "Die Kriminalpolizei rät" (Produktion: "Sonderdezernat K1" - Harald Vock), wo sie ein altes Ehepaar bedrohen. Und Gott, Schlagzeuger der Razors (wie die meisten Hamburger Punkbands aufgelöst), wirbt im grünen Hawaiihemd für die Landesbausparkasse. Präsentation Wer will schon langweiligen Leuten mit langweiligen Bewegungen (oder gar keinen) dabei zusehen, wie sie auf der Bühne langweilige Songs runterspielen. Konventionelle Livegigs sind absolut die Sache des vergangenen Jahrzehnts. Und die Sache der Hamburger Bands; die keine Ausstrahlung haben (Ausnahme: Holger Hiller). Immerhin verspricht Andreas Dorau eine aufregende Show (auf seiner Sommertour). Ti-Tho wollen eine Live-Show/Performance vorbereiten (Andy Giorbinos Performances gingen regelmäßig daneben), und Jörg/Jeunesse Doree plant eine Videoshow und möchte sich am liebsten auf offener Szene von einem blutjungen Mädchen mit langen, roten, spitzhackigen Knautschlackstiefeln auspeitschen lassen. Abwarten, wer das richtige Timing dabei hat, das selbst den Human League (bei ihrer matschigen Show) und Heaven 17 (bei ihren an sich großartigen Discoauftritten) abgegangen ist. Macher Hamburgs Mann an den Schaltern der (Neue-Welle-)Macht und Spezialist für finanzielle Drahtseilakte ist Alfred Hilsberg (35, laut Telefonbucheintragung: Medienarbeiter). Bis zum Alter von 17 lebte er in Wolfsburg (wo sein Vater Arbeiter bei VW war), worauf er noch heute einen Teil seiner geistigen Schäden zurückführt. Nach einem Intermezzo als Journalist bei diversen Tageszeitungen arbeitete er in Hamburgs Underground- und Dokumentarfilmszene (der 2,5-Zentner-Fusselhippie Helmut Herbst war der erste, der ihn zusammenschlug) und als Dozent an der Hochsch.f.bild.Künste und der Fachhochschule Bremen. Im Januar 1977 machte er das erste deutsche Punkkonzert (mit den Vibrators). Hat in Hamburg zwölfmal die Wohnung gewechselt und lebt in völlig verarmten Verhältnissen. Gilt in der Szene als Paranoiker. Deutschlands unbedeutendstes Plattenlabel (Unser Angebot, das "SOUNDS-Label") wird geleitet von Peter Cadera (29, Ex-EMI-Pressemanager, kurzzeitig Abwärts-Produzent und Sohn eines Herstatt-Bankiers). Als Kölner aus Passion liebt er die blumige Ausdrucksweise und kennt für den Zustand der Volltrunkenheit 50 verschiedene Redewendungen (z.B. "Tiertisch abgeschmiert"). Haustiere "Wanzen" (Markus Oehlen). Weitere Kleintierhalter sind Fähnlein Fieselschweif (Wellensittiche), Alfred Hilsberg (Kleinpapagei und Großsittich) und das Punkmonster Dr. Mabuse (Ratte). Timo Bluncks Schwester Rica (Ex-Sängerin bei Fieselschweif und den Zimmermännern) besaß einen Goldhamster. Als der gestorben war, kaufte ihre Mutti schnell einen neuen, damit sie es nicht merkt und weint. Diedrich Diederichsen besitzt zwei kastrierte Kater. Stolze Schlittenhundeigner sind Andy Giorbino (Rudi), Jackie Eldorado (Ingo, der eigentlich Christiane F. gehört) und Frederike (Koko, der sie vor Jörg beschützen soll). Andreas Dorau besaß als Sechsjähriger einen Hamster, der ihm aber schon am ersten Tag aus der Hand gefallen und gestorben ist. Femsehserien Die (überschätzte) In/Hip-Serie ist "Rockford" (weil sich Intellektuelle und Kriegsdienstverweigerer gerne mit dem smarten James Garner identifizieren möchten). Die neuen Kultserien sind "Der Doktor und das liebe Vieh" (lief Sonntag nachmittag, langweilig) und "Rate mal mit Rosenthal" (grandios grotesk). Die beste Serie (aller Zeiten) ist "Mit Schirm, Charme und Melone" (sagt Jörg/Jeunesse Doree; sage ich auch). Fußball Fraktionskämpfe zwischen HSV-Fans (Gebrüder Diederichsen, Ruff, Fieselschweif, Hamburger Punks) und HSV-Hassern (Gülden, Doree, mir). Ewald hat sich aus der Fußballszene zurückgezogen und spielt zu Hause mit Phantasiemannschaften eigene Meisterschaften aus. Michael Ruff mußte auf den HSV umsteigen, seit der FC St. Pauli immer weiter absteigt. Jörg Güldens Lieblingsmannschaft ist Borussia Mönchengladbach. Diedrich Diederichsens absoluter Lieblingsspieler ist Günter Netzer (und weiter Overath, Jupp Posipal, Willi Schulz, Hrubesch). Jörg/ J. Doree's Lieblingsspieler sind Ente Lippens und die Bundesligaskandalsünder Waldemar Slomiany, Tasso Wild, Bernd Patzke und Manfred "Cassius" Manglitz. Mode Keine gute Mode in Hamburg, Nirgendwo (oder nur sehr teuer) kann man gute Sachen kaufen. New Romantic, oder das, was der Deutsche dafür hält, mit einjährger Verspätung im Mädchen-Young-Fashion-Shop bei C&A. Intellektuelle, jahrzehntealte HerrenAnzug/Freizeit/Cocktail-Mode im Schaumburg-Dunstkreis (in gedeckten, matten Farben, teils mit Stil, meist Sperrmüll-Chic). Mehr vom gleichen Popperstil präsentiert Andreas Dorau mit der neuesten Pariser Kollektion (wo er vergeblich Lio hinterhergelaufen ist, und auch die anderen schönen Pariser Mädchen haben ihm nichts genutzt). Ewald Braunsteiner hält sich für "modebewußt" und ist das Gegenteil von "schick": langer, hagerer Körper in nicht witzigen, schäbigen Mittelmaßsachen. Jörg/J. Doree als Vertreter der konsequenten Anti-Mode (Mittelstand mit Cord-Jeans, hier noch schlimmer: Breitcordfetischist Michael Ruft). Modetip: Trage nie Cord-Jeans! (Außer vielleicht zum Gartenumgraben). Erlaubt sind hingegen Blue Jeans (aus Brando/J.Dean-Nostalgie) in Verbindung mit schwarzem Leder. Vom Schlimmsten: der Gammel-Clochard-Unrasiert-Hippielook (Geisterfahrer, DD, Vielleichtors, Giorbino, Saal 4 usw). Dieses Jahr sollte man tragen: Hollywood-Freizeit-Anzüge-Glamour und/oder Farben-Sommer-Pop -1964 bis 1967. Autos In der Szene hat man entweder keinen Führerschein, oder man fährt einen Käfer oder einen anderen Gebrauchtwagen der unteren Mittelklasse. Und man träumt von deutschen 50er/früh60er-Marken (Borgward, Lloyd, DKW) oder alten Franzosen (dem genialen Citroen DS). Jörg Gülden (bisher 32 Autos) schwärmt von seinem ehemaligen Pontiac Grand Am (348 PS, 250 Spitze). Alfred Hilsberg (bisher unfallgeschädigt, grundsätzlich kein Führerschein) fährt Taxi und sitzt nur hinten rechts. Gewalt Durch die Bank Kriegsdienstverweigerer! Die sich Gewalt nur im Film ansehen (und auch da in Maßen). James White/Contortions griff beim Hamburger Konzert tätlich Thomas Fehlmann und Caro (Ex-Schlagzeugerin X-mal D.) an und ist damit davongekommen. Jörg/J.Doree will DD eins aufs Maul hauen (weil der ein arroganter Schnösel ist, der nichts weiß und doch klug daherredet). DD ist ein unberechenbarer Choleriker, der bei seinen Tobsuchtsanfällen mit dem Fuß aufstampft, während sein Hals sich verlängert. Drogen "Hasch macht dumm. LSD und Bier sind unter Umständen erzieherisch." (sagt Drogenverbraucher DD, mit Bierbauch). Nicht süchtig machende, teure Drogen (Jörg Gülden). "Muß Trinken!" (Markus Oehlen). Hasch, Bier, Whisky (Geisterfahrer). Schweinchen, Schneekönig, Sandemann Cherry (Jackie Eldorado). Old Crow, Jim Beam (Jörg/Jeunesse Doree). "Zu guten Drogen schlechter Schnaps" (sagt Jörg Gülden über den bekannten Trinker Alfred Hilsberg, neuerdings von Wodka auf Campari umgestiegen und laut ärztlichem Gutachten eigentlich schon seit sechs Jahren alkoholtot). Keine Drogen, kein Alkohol (Timo Blunck, Andreas Dorau). Hasch (Abwärts/RipOff). (Aus Gründen der Strafverfolgung keine Nennung von Kokain-Verbrauchern). Essen Söhne aus gutem Hause mögen am liebsten vom Feinsten, am besten französisch, italienisch und chinesisch. Jungen in der Aufbauphase brauchen ein ordentliches Frühstück. Andreas Dorau bekommt von seiner Mutti 1 Glas Orangensaft, 1 Glas Vollmilch, Kakao, Brötchen und Nutella. ("A.D. ist der einzige Mensch, der nicht Orangen schälen kann", sagt Jürgen Keller). Alfred Hilsberg ißt kein Frühstück, sondern trinkt Perrier Mineralwasser. Und hat Hamburger abgesetzt, um "auf seine schlanke Linie zu achten". (Allgemeines Gelächter). DD ist der kulinarische Querschläger (manche sagen: Wildsau). Er bevorzugt Hamburger und ölige Pommes Frites. Ausgehen Wer die meisten hier erwähnten "Stars", Sternchen und Sternschnuppen einmal hautnah erleben möchte, muß ins "Alles wird gut" gehen (Eppendorfer Weg/Ecke Eimsbüttler Chaussee), eine ehemalige Schlachterei mit langweiligem "Neue-Welle"-Stil und langweiligen "Neue-Welle"-Gästen/Künstlern. Dann gibt es noch das Intellektuellen-Cafe "Vienna" (Fettstraße), das Popper/Schweinefotografen-Nachtcafe "Cha Cha" (gegenüber der Musikhalle), das Neger/3.Welt-Lokal "Mambo Jambo" (Marktstraße) und das "Versuchsfeld" (Schützenstraße). Keinen triffst du mehr in der "Marktstube" (Marktstraße), dem Ex-Stammlokal von Hilsberg, DD usw. Und höchstens DD und Marcus Oehlen triffst du im einzigen Laden mit Klasse, dem "Disco City" (Reeperbahn/Spielbudenplatz), einer Harlem-like Bar mit 98 % Negergästen. Guter Stil mit schlechtem Publikum und schlechter Musik im "Trinity" (Eimsbüttler Chaussee) und im "Tanzpalast Fürstenhof' (50er Jahre Disco in Barmbek). An junge Mädchen: Wer Andreas Dorau treffen will, sollte die Kinos UFA und Streit's (wo er den letzten Mel Brooks dreimal gesehen hat) belagern. Geld Bankkonto (Michael Ruff, Ewald Braunsteiner). Erhebliche Schulden (Diedrich Diederichsen). Ehefrau mit zu erwartender Erbschaft (Jörg Gülden). Ehemaliger Hausbesitzer in Braunschweig, heute verarmt (Alfred Hilsberg). Mannesmann-Aktien (Matthias Schuster). Gutsituiert, teure Wohnung (Thomas Fehlmann). Sex Kommt hin und wieder vor (Markus Oehlen). Seit drei Jahren glücklich verheiratet. Kein Fetischismus, ansonsten jeder Verkehr, der machbar ist (Jörg Gülden). Kann nie genug kriegen - "Bordellbesucher" (DD über Peter Cadera. Vorliebe: "Fellatio"). Onanieren (Ivanhoe!) - Christiane F. (Jackie Eldorado). Ältere/ältliche Herren/Intellektuelle haben Komplexe und wünschen sich kleine, unschuldige Mädchen, bei denen sie sich als Mann weisen wollen: DD ("Catherine Deneuve ist zu alt für mich") will es jung, klein, klug und dunkel (wie z.B. Inge Berger, Linda Manz, Jodie Foster, Kim Wilde). Alfred Hilsberg träumt davon, sich mal wieder in ein junges Mädchen zu verlieben (Tina Marisa?); wie vor einigen Jahren, als er von den Eltern fast zur Heirat gezwungen wurde. Wer als Hobbies Barrenturnen und Ballettanzen betreibt, steht natürlich auf knabenhafte Mädchen mit strammen Hintern (Timo Blunck, der den südländischen Typ, selbstverständlich aus gutem Hause, bevorzugt - ebenso wie Ewald). Kühlen Sex mit blonden, wohlgeformten Frauen (am liebsten Catherine Deneuve, Ornella Muti und Jessica Lange) wünscht sich Ralf Hertwig, der dabei aber immer die "Oberhand" behalten will. Liebhaber Michael Ruff ("Frauen sind meine Welt") sucht eher den reiferen und überreifen Typ über dreißig. Seine Damenwahl beweist völlig verirrten Geschmack: die Drummerin von Girlschool und Patti Smith! Ebenfalls eine ältere/alte Freundin hat Thomas Fehlmann, der aber auch was Junges, Rita Hayworth oder Brooke Shields begehrt. Mehr Bedarf an blutjungen, unberührten Mädchen: Jörg/Jeunesse Doree verlangt kleine Brüste und höchstens 15-jährige aus gutem Haus. Stilvoll findet er aber auch noch Faye Dunaway, Catherine Deneuve und Geraldine Chaplin. Wenn, wie in den letzten Wochen, sein Sextrieb aber so unermeßlich stark ist, daß ein Tropfen genügt, um das Faß zum Überlaufen zu bringen, und er nicht zur Erfüllung kommt, wird er auch von Perversionen wie Sex mit Kindern oder Tieren erregt und möchte sich von jungen Mädchen erniedrigen lassen. Für 1983 plant er große Jubiläumsfeierlichkeiten: 25 Jahre kein Sex! Andreas Dorau hat noch nie ein Mädchen nackt gesehen" (sagt Timo Blunck). Andreas Dorau hat bei Klassenfesten immer in der Ecke gesessen (sagt er selbst). Er besteht aber darauf, nicht verklemmt zu sein. Klar ist: er ist unermeßlich scharf auf Frauen wie Amanda Lear, Malaria, Ornella Muti, Claire Grogan, Annabella Lu Win (mit Irokesenschnitt), Kim Wilde (trotz Käsegesicht und zu brutalem Charakter), Grace Jones (der er einen Blumenstrauß auf die Bühne geworfen hat). Mit ihnen möchte er gern das ganz normale 08/15-Programm durchnehmen, aber auch mal die 69er Stellung probieren, oder vielleicht sogar die Hakenkreuzstellung, die er neulich im Playboy gesehen hat. Erkennungszeichen (geschmacklos!): der versteifte Penis auf der Rückseite des LP-Covers. Während er vorne versucht, kleine Mädchen mit traurigem Schlafzimmerblick à la Karel Gott in Sicherheit zu wiegen. Harmlos/teuflisch! Mehr Sex!
(Quelle: Sounds 5/82) 1. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht und gezählt,
wie oft in eurem letzten Heft das Wort HIPPIE auftaucht OK., Hippies sind
nun wirklich widerlich, aber die dauernde Verwendung dieses Wortes wirkt
nervend, langweilig, zeigt Einfallslosigkeit (wie wär's mal mit SCHLAFFIE?)
und wohl auch ein wenig Angst (vor diesem großen Feind). Ein alternder (wie D. D., 24 J.) Intellektueller, Conny S., Mönchengladbach Nun wissen wir endlich, was gespielt wird, Kid P., der wagemutige Kulturreporter
packt aus, Die Hamburger Neue Welle High Society wird als heruntergekommene,
von Ex-Hippies durchsetzte Kulturmafia entlarvt. Da wimmelt es nur so
von bourgoisen Neurotikern und langweiligen Musikern/Bands, die sich gegenseitig
helfen, und wir sind jahrelang darauf reingefallen. Mein Vorschlag: Deckt
den Skandal jetzt bundesweit auf. Fortsetzung der Serie wie folgt: "Tom
Dokoupil als ehemaliger Westcoast-Hippie enttarnt", "Berliner
Underground von 30 jährigen unterwandert", "Das Geheimarchiv
des Xao S.: Boston und Kansasplatten bei Hausdurchsuchung gefunden"
oder "Ralph Siegel packt aus: Ich habe alle Abwärtssongs komponiert!" Rudolf Nachtsheim, 5470 Andernach Lieber Kid P., Jens Kraft, Saal 4, Hamburg Zu SOUNDS 5/82 habe ich nur folgendes zu sagen: Schwester Alberta, Seemannsmission Hofheim a. Tr. Die Qualität steigt von Ausgabe zu Ausgabe. Allein verantwortlich
dafür zeichnet Kid P. Sein Hamburg-Bericht war schon allein das Geld
für die SOUNDS wert. Helfried Henke, 6520 Worms SOUNDS ist so gut wie seine Leser es verdienen. Heinz Günther, 6521 Dorn-Dürkheim Kid P. ist großartig. Seine Wahrheit über Hamburg ist eine Wohltat für alle mehr oder wenigen stillen Genießer. Und ich weiß endlich, was ich an dieser Stadt habe. Bloß fehlt mir noch der definitive Bericht von Kid P. über Kid P. (mit Fotos, natürlich), denn ich will endlich wissen, wer das ist. gez. DER DICKE MANN, auch Hamburg P.S. Und auch Kleintierhalter, z.B. zwei Goldhamster, Meerschweinchen Grillen (besser als jeder Synthie}, Igel, Mäuse, Goldfische und Mehlwürmer (waren ursprünglich als Nahrung für den Igel gedacht, aber weil der keinen Appetit hatte, haben sie sich ziemlich vermehrt), Frösche und Wellensittiche. Leider sind alle irgendwie gestorben, und jetzt habe ich schon meinen vierten Wellensittich, und der ist grün und so. Betrifft: KID P. und die neuen Wahrheiten über Hamburg. Lieber Kid
P. über deinen Artikel über Hamburg oder eher über die
sogenannte Hamburger Szene, konnte ich eine knappe viertel Stunde lachen.
Ich frage mich nun, oh es jetzt Mode geworden ist, dass die Hamburger
Szene sich von jedem Hans und Franz verunglimpfen läßt? RALF DROGE! (Leserbrief Sounds 6/82) Leserbrief zum Artikel von Kid P(etersen) über die "Hamburger
Scene". Freundlichs (Leserbrief Sounds 7/82) |
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Fresse / Information Overload |