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       Richard L. Wagner und Ian Moorse, beide gestandene Münchner, rechnen mit ihrer Heimatstadt ab und verraten auch die genetischen und ökonomischen Ursachen für das Entstehen einer Generation von Sartres und Pillenbibis. 
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             Pillenbibis mit dem neuesten Fleurop-Cocktail 
              und beim gefährlichen Bonbon-Sniff (Foto: Norbert Hahn) 
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Wer in München Musik hören will, bleibt am besten in Hamburg. Wer in München Musik machen will, sollte nach Hamburg ziehen. Und wer über München schreiben will, schafft sich eine Menge Probleme.
Von Richard L. Wagner und lan Moorse
Das war der Eindruck nach dem ausdauernden Versuch, irgendetwas 
        über skandalöse Insidergeschichten, abnormes Sexualverhalten 
        mit Kleintieren oder andere Abartigkeiten bekannter Filmstars, arroganter 
        Avantgardemusiker oder der hier so zahlreichen Regisseure in Erfahrung 
        zu bringen.
        Aber nach langen Nächten und bitteren Tagen wußte ich über 
        die mittelmäßige Langeweile der zu groß geratenen Provinzstadt 
        München eines festzustellen: DIE SCHÖNHEIT DES DURCHSCHNITTES 
        WIRD AUCH HIER DEUTLICH ÜBERBEWERTET. Das ist sicher das Ergebnis 
        der freudigen Zuwendung zu Körperkult und satter Sinnlichkeit, die 
        hier überall spürbar ist und natürlich Indifferenz als 
        Nebenprodukt nicht wirklich ausschließt. Egal ob beim Baden, Schwimmen, 
        Tanzen oder dem damit verbundenen täglichen Sex: Haut wie Bronze, 
        Körperkontur wie klassisches Griechisch und Muskeln wie Görl 
        lassen ernste Fragen nach der Qualität von Sinn und Form kaum aufkommen. 
        Die Maxime aus Hamburg und Berlin: "WIR HASSEN ALLES", würde 
        bei den sonnen- und wonnenverwöhnten Bibiteenies nur auf heiteres 
        Unverständnis stoßen.
      
Die Theorie der Pillenbibis
        Was Amala und Lili von Czettritz für Hamburg bedeuten, das stellen 
        die Pillenbibis für München dar. Diese kleinen, durch ähnliche 
        Kleidung und fast identisches Aussehen geklonten Geschöpfe verbringen 
        ihre Jugend zwischen Cafe Venezia, Schule und Freibad. Die frappierende 
        Ähnlichkeit der Pillenbibis erklärt sich durch den jahrelangen 
        Pillengebrauch deren Mütter bis zu ihrer Empfängnisbereitschaft. 
        Dieser chemische Antibabypillenschock hat die Chromosomen der genetischen 
        Erbmasse der Mütter soweit verändert, daß die Kinder dieser 
        Müttergeneration mehrere identische Merkmale in Körper und Geist 
        tragen.
        Besonders auffällig ist die starke Neigung zu grellen Farben auf 
        den feisten Teeniekörpern, die schon früh ebenso zur Entwicklung 
        geschlechtsspezifischer Merkmale neigen wie zum heftigen seelischen Wechsel 
        von depressiver Walkmanautarkie und euphorisierter Gruppenbildung an sonnenüberfluteten 
        Plätzen. Trotz ihrer genetisch bedingten Übereinstimmung gleicht 
        ein Bibi dem anderen nicht bis zur völligen Austauschbarkeit. Doch 
        differenzieren wir zuerst die Qualität verschiedener Münchner 
        Musikerformationen.
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             Lorenz Lorenz 
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Der gute und der schlechte Ton
        Lorenz Lorenz ist bekannt als "Der König von München" 
        und wohl der einzige Punk mit mehr als zwei Ideen wöchentlich. Nach 
        der Veröffentlichung des Fanzines "Die einsamkeit des amokläufers" 
        spielte er in verschiedenen fremden und eigenen Formationen - Alternative 
        Arschlöcher, Kleine Strolche, etc. - mit und scheute sich auch nicht, 
        Brecht/Weill-Stücke in Klavierbegleitung vorzutragen. Durch seinen 
        Fernsehauftritt rief er mit einem abstrusen Monolog und dem Stück 
        "Das drei Minuten Ei" bundesweit die heftigsten Reaktionen hervor.
        Die Meinungen über Lorenz Lorenz reichen vom "egozentrischen 
        Spinner" (der Holger Hiller Münchens) über schlichte Nichtachtung 
        bis zur zutreffenden Verehrung als einmaliges Genie (der Holger Hiller 
        Münchens).
        Trotz seiner nie versagenden Potenz konnte Lorenz Lorenz sein vorläufig 
        letztes Projekt nicht mehr verwirklichen: Die Realisation einer "True 
        Love Story" als Photoroman mit ihm selbst in der männlichen 
        Hauptrolle scheiterte an den zahlreichen Absagen der für den weiblichen 
        Gegenpart vorgesehenen Mädchen. Stattdessen studiert Lorenz Lorenz 
        jetzt doch lieber Kommunikationswissenschaften, arbeitet in einer Druckerei 
        und lernt bei einem alten Inder das Bongospielen.
        Sieht man von den unerträglichen Texten Frank Sauers ab, mit 
        denen er anscheinend seinem weiblichen Publikum seine sexuellen Nöte 
        näherbringen will, so ist der schicke Brit-Funk von Huba Huba 
        Hop die geniale Nachbearbeitung guter Tanzmusik. Ihr recht schlappes 
        Sartregehabe überdeckt die hoffnungsvolle Band durch die präzisen 
        und poppigen Melodien, die wir ja alle so mögen.
Die Sartres
        Ähnlich den Pillenbibis sind die Sartres aus München nicht mehr 
        wegzudenken. Alle Sartres sind erbarmungswürdig arm. Sie wohnen am 
        liebsten im Keller und essen täglich eine Bratkartoffel. Der Keller 
        ist kalt. Das Klo ist über den Hof. Das Badezimmer ist nicht da. 
        Das Haus hat vier Stockwerke und gehört dem Vater. Die Fingernägel 
        sind immer schwarz. Das Saxophon ist immer prima blitzblank. Aus dem Bücherregal 
        leuchten rötlich die Rücken der Rowohlt-Taschenbücher. 
        Die Jacken der Sartres sind sehr schwarz. Auch ihre Hosen sind schwarz. 
        Cerutti freut sich. Er macht schwarze Hosen und schwarze Jacken. Nur die 
        Hemden der Sartres sind gelb. In den Hemden wohnt ein Schickigilb. Das 
        Leben der Sartres ist hart. Aber ihre Schuhe sind englisch.
        Die Lieblingsband der Sartres heißt entweder Pedi Relax oder 
        Lass Loss. Ihre Free Swing- und Jazz-Improvisationen sind die ideale 
        Musik zur Leidenspose der Sartres. Sie lehnen in der Ecke, werfen graue 
        Schatten auf die neue, wilde Malerei, die jetzt auch schon München 
        erreicht hat, und wissen wieder, daß dieses Leben sie nicht verwöhnt.
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             Moderne Bibis an modernen Orten 
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Die Bibibands
        Daß Träume glücklich machen können, versucht die 
        elektronische Bibiband Der Körper zu beweisen. Nach zwei gutgemeinten 
        Auftritten in der Öffentlichkeit haben die drei ehemaligen Filmhoffnungen 
        Susi (Regie), Stephan (Star) und lan (Strassbergstar) 
        ihre niedlichen Casios weggelegt und ihren Fans persönlich gedankt. 
        Seither warten sie fröhlich im Englischen Garten auf ihren erhofften 
        Durchbruch zum hochdotierten Plattenvertrag.
        Eine Bibiband ganz anderer Art ist Ski und der Rest, deren Sängerin 
        Marion Siekmann ihre wertvolle Jugend mit einer Schneiderlehre 
        verschwendet hat. Ihr wirklich brilliantes Aussehen hat vermutlich den 
        Ausschlag bei der Vergabe eines Plattenvertrages mit der Teldec gegeben. 
        Selbst nach mehrstündigem Anstarren im Why Not, wo sie sich in Begleitung 
        Robert Görls befand, besitzt die zweiundzwanzigjährige Marion 
        für mich nur den einen, feststellbaren Makel: ihre rührigen 
        und ambitionierten Gesangsversuche bei Ski und der Rest, der einzigen 
        Gruppe Münchens, die noch immer wie eine angestrengte Turnhallenversion 
        der B 52's klingt.
        Daß über den selten gehörten Hau-Ruck-Pogo der bayerischen 
        Vorstadtband Marionetz längst alles gesagt ist, versteht sich von 
        selbst. Aber angeregt durch die schillernden Charaktere des Sängers 
        Sigi Hümmer und des Gitarristen Günther Bayerl 
        hier doch noch einige Gerüchte: Das Zitat aus "Die einsamkeit 
        des amokläufers": "Niemand ist dümmer als Sigi Hümmer" 
        erklärt sich vielleicht durch Sigi Hümmers sexuelle Ausschreitungen, 
        die seinen Hausarzt zur freiwilligen Herausgabe einer Klinikpackung gonokokkentötender 
        Mittel veranlaßt haben sollen.
        Dieselbe spielerische Experimentierlust mit dem eigenen Körper verspürte 
        auch Günther Bayerl, dem erst diverse Selbstversuche mit Tollkirschensirup 
        die notwendige Spielfreude als Gitarrist verschafften.
        Um noch kurz bei Gruppen zu bleiben, die auch niemand wirklich interessieren, 
        noch folgende Bemerkung über Neutral Desing: Dumpfrock der 
        übelsten Sorte als "NDW" verpackt.
Der heimatlose Golfspieler
        Sie sind immer Kinder reicher Eltern und kommen aus Hannover oder Kiel 
        zu Studienzwecken nach München. Obwohl völlig uninteressant, 
        rechtfertigt ihr zahlreiches Auftauchen einige Bemerkungen über sie. 
        Die heimatlosen Golfspieler verlassen vormittags pünktlich ihr Appartement, 
        um mit ihren gepflegten VW-Cabriolets rechtzeitig die Vorlesung an der 
        Uni zu erreichen. Nachmittags segeln sie am Starnbergersee. Dabei vergessen 
        die Mädchen aber nicht, ihren Verlobten zu Hause treu zu bleiben, 
        und die Jungs denken an ihr strebsames Studieren, das sie bald für 
        das mittlere Management wertvoll macht.
        Abends trinken sie dann gemeinsam Caribik-Drinks bei "Schumanns" 
        oder in "Harry's New York Bar". Bevor sie zurück 
        in ihre Appartements fahren, sehen sie sich auf
        der Maximilianstraße die großstädtischen Schaufenster 
        an. Da gibt es die blauen Faltenröcke, die Pullover mit V-Ausschnitt 
        und die messerscharf gebügelten Flanellhosen. Die bekommen sie von 
        ihren Eltern geschenkt.
Menschen und Orte
        "Sugar Shake" gilt als der letzte Weihetempel einer untergehenden 
        Kulturmutation. Hier treffen sich seit Jahren die letzten West-Coast-Langhaarigen, 
        um nach dem obligaten und kultischen Haschischgebrauch wie androgyne Untote 
        im Delirium zu Münchens lautester und schlechtester Musik auf der 
        illuminierten Tanzfläche rumzutorkeln. Bei den anwesenden "Frauen" 
        ist die Abwesenheit von Textilien und das panische Festklammern der eigenen 
        Hände an der Innenseite ihrer Schenkel ebenso auf die verschollenen 
        Riten der siebziger Jahre zurückzuführen, wie das impotent-phallische 
        Herumschlenkern von Jeepschlüsseln und vergoldeten Kokainlöffeln 
        bei den "Männern".
        Ebenfalls in diese Richtung läuft die Ideologie der "Coca's"-Besucher. 
        "Coca's" ist das neue Projekt der ehemaligen "Klappe"-Wirte 
        Mischa Lampert und Silvia Melzer, das sie nach ihrer Haftentlassung 
        sofort realisiert haben. Hier treffen sich die Schlumpis, Schlaffis und 
        Dödels, denen man im legendären Ecklokal "Klappe" 
        noch knapp entgehen konnte.
Der Plan
        "Nur wenige wissen sicher alles, aber einige wissen sicher mehr."
        Moritz Rrr
        Wer in München einen Plan verfolgt, hat zwei Möglichkeiten, 
        entweder diesen Plan bis nach dessen absoluter Realisation allen zu verheimlichen, 
        oder ihn den guten Freunden zu erzählen und sich später davon 
        überraschen zu lassen, was sie daraus gemacht haben.
        Lange ist deshalb über die Pläne des äußerst verschwiegenen 
        Musik-, Film- und Literaturtycoons HTR gerätselt worden. Die 
        dynamische Firma, die im letzten Jahr von Sohn Bobby Roth, Porzellanmillionär 
        Werner Thomas und Flugzeugerbe Michi Heinkel gegründet wurde, stand 
        lange in dem Ruf, die Firmenräume nur für frühmorgendliche 
        Intimpartys mit minderjährigen Discothekenbesucherinnen zu nutzen. 
        Bis dann vor einigen Wochen von dem endgültigen Schlüsselroman 
        der letzten vier Jahre geflüstert wurde, der bei HTR von Bobby Roth 
        und Werner Thomas geschrieben wurde.
        Dies geschah vielleicht nur aus dem einen Grund, um dem Firmenmitinhaber 
        Michi Heinkel endlich mit einem vorzeigbaren Projekt vorauszusein. Ohne 
        Zweifel wird Musiker Michi Heinkel diesen kreativen Rückschlag nach 
        einigen weiteren Erwähnungen in Michael Gräeters Klatschkolumne 
        leicht überwinden.
        Wesentlich weiter verfolgt hat der frühere Politologiestudent Martin 
        Moszkowicz den Plan, mit seiner eigenen Produktionsfirma Starfilm 
        im Filmgeschäft endlich reich und noch etwas pummliger zu werden, 
        ohne auf seine berühmten Anzüge von Münchens teuerster 
        Stange "Davids-Maximilianstraße" verzichten zu 
        müssen.
        Übergeht man den unerklärlichen Ausrutscher, den der noch pubertäre 
        Martin Moszkowicz durch die Veröffentlichung eines Fanzines (!) mit 
        dem legendären "Siouxsie and the Banshees"-Interview (?) 
        begonnen hat, dann ist sein Aufstieg vom Trainee im Bavaria-Kopierwerk 
        über Aufnahmeleiterjobs, Co-Regie eines Kurzfilmes mit Nicki Müllerschön, 
        Produktionsleitung eines großen Spielfilmes von Wolfgang Lang, 
        Nicki Müllerschön, Richard L. Wagner und Susanne Blänkers 
        mit anschließender, karrierebewußter Trennung von der langjährigen 
        Freundin, dieser konsequente Aufstieg zum autarken Filmproduzenten so 
        hartnäckig und überraschend schnell erfolgt wie das parallele 
        Nachlassen des Publikuminteresses an gewissen Münchner Filmlustspielen.
        Nach der skandal-, und intrigenumwitterten Produktion eines Eckart 
        Schmidt-Filmes strebt Martin Moszkowicz jetzt zu Projekten, 
        die der Aura seiner Starfilm entsprechen: noch für den Herbst 
        plant er die kostenträchtige Realisation eines Gletscherdramas unter 
        der Regie von Jugendfreund Nicki Müllerschön, für dessen 
        weibliche Hauptrolle Nastassia Kinski vorgesehen ist. Vorläufiger 
        Arbeitstitel des Konfliktfilmes: "Die weiße Hölle in Halle 
        Vier".
        Pläne bewegen auch Mark Sargent, der als ehemalige selbsternannte 
        "graue Eminenz" der "Münchner Welle" gilt. 
        Sein anhaltendes Bemühen gilt den Produktion eines Brecht/Weill-Samplers, 
        den so bekannte lnterpretennamen wie Thomas Fehlmann, Malaria und Gabi 
        Delgado Lopez vor seiner moralingeschwängerten Harmlosigkeit retten 
        sollen.
Moderne Menschen an modernen Orten
        Diese hoffnungsvolle Nachwuchselite der späten achtziger Jahre trifft 
        sich ohne Rücksicht der Fraktionen, die sie vertreten, in den spärlichen 
        Glanzpunkten der Münchner Nachtclublokalitäten. Trotz der an 
        anderen Großstädten gemessenen Harmlosigkeit bedeutet die Anwesenheit 
        im "Tanzlokal Größenwahn", die höhere 
        Weihe für jeden, der noch Wert darauf legt. "Das Tanzlokal" 
        besticht durch prima Musik und die Anhäufung von Bibi's, die 
        als New Wave Schicki's, Berliner Krankheit, Sartres, Skins oder Macho-Schwule 
        verkleidet sind, und dort auf den silbernen Prinzen mit dem weißen 
        Pferd warten.
        "Das Tanzlokal" ist der vorläufig erste Ableger des 
        "Café Größenwahn", die beide von einigen 
        Ex-Studenten unter dem Namen "Schreck-GmbH" geführt werden. 
        Diese ehemaligen BAFÖG-Sklaven haben ihn ehrlich verdientes Geld 
        in diversen Bausparverträgen angelegt, über deren Vor- und Nachteile 
        sie heute so gerne diskutieren wie früher über Probleme der 
        Dialektik.
        Nach dem "Tanzlokal" gehen alle wie schon seit Jahren in's "WhyNot", 
        das weder formal noch inhaltlich irgendeinen Stil aufweist. Langweiliges 
        Neon-Design ist durchsetzt von Strass- und Glitterpsychedelik der siebziger 
        Jahre, und einziger Anhaltspunkt für die Modernität des "Why 
        Not" sind die unsäglichen Lautsprecher, aus denen alles dröhnt, 
        was Neue Deutsche Welle sein möchte.
        Durch Münchens übliche überhöhte Preise für Alkohol 
        ist die Möglichkeit, sich zu betrinken, drastisch eingeschränkt. 
        Und wer nicht nach mindestens zwanzig Sekunden Aufenthalt ein acht Mark 
        teures Bier bestellt, läuft Gefahr, durch den Geschäftsführer 
        - der stählerne Harry - aus dem Lokal gewiesen zu werden.
Moderne Musik von morgen
        Gorilla Aktiv besteht aus zwei liebenswerten jungen Männern, 
        die einen ausgeprägten Hang zum Schuleschwänzen durch ihre Hingabe 
        zu jungen Mädchen ausgleichen. Sänger Nick Deinhart bereitet 
        sich auf seine unumgängliche Starkarriere nach der Devise "in 
        jedem Hafen eine Braut" vor, während Thomas Eckart sich um den 
        ideologisch/musikalischen Überbau von Gorilla Aktiv und sein Moped 
        kümmert. Experimentierfreude und ihr souveränes Bühnenauftreten 
        erlernten sie in langer Arbeit in Prä- und Postpunkzeiten bei verschiedenen 
        Formationen wie Bex, Fingerfarben, und anderen.
        Zusatzzahl werden ihrem Motto "mehr Mut zum Zufall" in 
        sehr profanen Weise gerecht: das Timing hinkt und Ödnis macht sich 
        trotz massiven Trommeleinsatzes breit.
        Nicht wesentlich bunter, aber ähnlich langweilig erscheinen Zero 
        Zero, deren handwerkliches Können fehlende Ideen nur annähernd 
        ersetzen kann. Trotz dieser Schwierigkeiten kommerzialisieren sie ihr 
        NDW-typisches Mittelmaß recht erfolgreich. "Ich will in 
        die Irrenanstal, hier draußen läßt mich alles kalt" 
        Zero Zero über Zero Zero.
        Ihre niedlich-genialischen Showambitionen bewies Pupa bei dem Auftritt 
        ihrer Rap-Formation Zack Zack Combo, den sie mit musikalischer 
        Unterstützung von Gorilla Aktiv und vier hinreißenden, 
        mittelschulreifen Mädchen im großen Saal der Akademie vor einem 
        immer begeisteterteren Publikum gab.
        Neben ihren musikalischen Plänen, von denen viel zu erwarten ist, 
        beschäftigt sich Pupa mit der Fertigstellung einer Mammutsammlung 
        männlicher Pin Up's, die leider noch an der Abwesenheit von männlichen 
        Modellen zu scheitern droht.
München ist die beste Stadt der Welt
        Aus Fleisch wird Asche oder Stein. Doch wer als Künstlerbüste 
        aus Marmor in irgendwelchen öffentlichen Hallen der Ewigkeit entgegendümpeln 
        wird, ist gleichgültig und noch lange nicht entschieden. Das Potential 
        der möglichen Kräfte ist groß und die Vollstrecker der 
        modernen Artikulationen so zahlreich wie die Formen der vollendeten Ablenkungen. 
        Schließen wir mit Thomas Mann's berühmten Worten: "München 
        leuchtet".
(Quelle: Sounds 8/82)
Betr.: Der Wahnsinn über München, v. Moorse/Wagner im Augustheft.
        Neckisch, neckisch! Der Verein der heimatlosen Golfspieler eV. hat dieses 
        Traktat gründlich studiert und analysiert: Des Autors krampfhafter 
        Versuch, in diesem Artikel spritzig oder gar ironisch zu wirken, erschöpft 
        sich im Erfinden neuer, hohler Scene-Wörter, deren Einfallslosigkeit 
        kaum noch zu überbieten ist.
        Diese Schreibe zeigt kein Bild von München, sondern dient dem profilierungsgeilen 
        Verfasser nur zur Ausbreitung seiner abgestandenen Insider-Infos, die 
        er auf anderem Wege wohl nicht unter die Leute bringen kann. Für 
        einen Außenstehenden dagegen ist dieses Gelalle einfach unverständlich. 
        Armselig, Herr Möse, pardon, Moorse, armselig!
        Wir wollen ja nicht bösartig sein, lieber Ian, aber wem willst Du 
        eigentlich mit diesem lauwarmen Gelaber imponieren! Etwa Deinen sog. Pillenbibis??
        Außerdem wollen wir noch darauf hinweisen, daß Moorse im Gegensatz 
        zu Lorenz (dieser hat ja wenigstens zwei Ideen pro Woche), auf erheblich 
        weniger geistige Ejakulationen zurückgreifen kann, was dem ganzen 
        Artikel die besondere Note gibt. Laß doch die nur von blassem Neid 
        erfüllten Angriffe auf Leute, die Dir sowohl geistig, als auch körperlich 
        überlegen sind, und zwar haushoch!
        Der unterleibsaktive Faulschlamm, um in Ians biologistischen Metaphern 
        zu bleiben, den er hier verspritzt, z. B. das dumme Gerede über genetische 
        Klonung und den Antibabypillenschock, etc. pp. (man erspare uns, bitte!, 
        weitere Ausführungen), stinkt doch wohl zum Himmel. Auch das geschmacklos 
        mißbrauchte Schlußzitat des Thomas Mann würde denselben 
        im Grab rotieren lassen! Brillant, Brillant Herr Moorse, München 
        leuchtet!!
        Mit neckischen Küßchen
Beatrice von Firleranz-Sukram, Hebamme zu Münchens
(Leserbrief Sounds 9/82)
GEGENDARSTELLUNG
        In SOUNDS, Monats- und Musikzeitschrift im Soundsverlag wurde in der August-Ausgabe 
        in dem Artikel "Die Wahrheit über München" von Richard 
        L. Wagner und lan Moorse auf Seite 23 sinngemäß behauptet "Lorenz 
        Lorenz hätte eine nie versagende Potenz..." Diese Behauptung 
        ist unwahr. Wahr ist vielmehr das Gegenteil.
Andrea, Andrea, Clara, Dagmar, Dany, Doris, Eva, Eveline, Floly, Kitty, Nico, Petra, Renate, Rolf, Sabine, Tütü, Undine, Vera, Veronika, Ms. X. und die anderen vom Club der verlassenen Herzen (London, Berlin, München).
Das ist ein Liebesbrief an Hans Keller und Kid P. und nicht an Diedrich 
        Diederichsen und schon gar nicht an euren Unaussprechlichen - so was mit 
        X und Saftquetsche. Ich frage mich ob ihr überhaupt wißt wieviel 
        Babies Sounds lesen. Zu den Babies gehöre ich nämlich, und genau 
        deshalb fang ich an zu plärren wenn ich D. D.s Artikel lese. Zum 
        Glück hab ich vor ein paar Tagen ein gutes Lexikon gekriegt. Prof. 
        oder Dr. der Germanistik schaffens vielleicht ohne.
        Ganz reizend ist Kid P, obwohl sich alle die Mäuler über seine 
        Städtereportagen zerreißen bin ich doch nicht dumm - oder? 
        - wenn ich ganz unschuldig behaupte, daß sie mir gefallen. Nur die 
        Pillenbibis waren etwas utopisch. Hans Keller ist das Nonplusultra. Er 
        sollte mehr Riesenreportagen bringen wie über die Fleshtones. Der 
        Unaussprechliche ist es nicht würdig, daß ich über ihn 
        schreibe. Das wars von einer l4jährigen, man stelle sich vor.
Yvonne Becker, Schwalbach
      
(Leserbrief Sounds 10/82)