Richard L. Wagner und Ian Moorse, beide gestandene Münchner, rechnen mit ihrer Heimatstadt ab und verraten auch die genetischen und ökonomischen Ursachen für das Entstehen einer Generation von Sartres und Pillenbibis.


Die Wahrheit über München!

Pillenbibis mit dem neuesten Fleurop-Cocktail und beim gefährlichen Bonbon-Sniff (Foto: Norbert Hahn)

Wer in München Musik hören will, bleibt am besten in Hamburg. Wer in München Musik machen will, sollte nach Hamburg ziehen. Und wer über München schreiben will, schafft sich eine Menge Probleme.

Von Richard L. Wagner und lan Moorse

Das war der Eindruck nach dem ausdauernden Versuch, irgendetwas über skandalöse Insidergeschichten, abnormes Sexualverhalten mit Kleintieren oder andere Abartigkeiten bekannter Filmstars, arroganter Avantgardemusiker oder der hier so zahlreichen Regisseure in Erfahrung zu bringen.
Aber nach langen Nächten und bitteren Tagen wußte ich über die mittelmäßige Langeweile der zu groß geratenen Provinzstadt München eines festzustellen: DIE SCHÖNHEIT DES DURCHSCHNITTES WIRD AUCH HIER DEUTLICH ÜBERBEWERTET. Das ist sicher das Ergebnis der freudigen Zuwendung zu Körperkult und satter Sinnlichkeit, die hier überall spürbar ist und natürlich Indifferenz als Nebenprodukt nicht wirklich ausschließt. Egal ob beim Baden, Schwimmen, Tanzen oder dem damit verbundenen täglichen Sex: Haut wie Bronze, Körperkontur wie klassisches Griechisch und Muskeln wie Görl lassen ernste Fragen nach der Qualität von Sinn und Form kaum aufkommen. Die Maxime aus Hamburg und Berlin: "WIR HASSEN ALLES", würde bei den sonnen- und wonnenverwöhnten Bibiteenies nur auf heiteres Unverständnis stoßen.

Die Theorie der Pillenbibis
Was Amala und Lili von Czettritz für Hamburg bedeuten, das stellen die Pillenbibis für München dar. Diese kleinen, durch ähnliche Kleidung und fast identisches Aussehen geklonten Geschöpfe verbringen ihre Jugend zwischen Cafe Venezia, Schule und Freibad. Die frappierende Ähnlichkeit der Pillenbibis erklärt sich durch den jahrelangen Pillengebrauch deren Mütter bis zu ihrer Empfängnisbereitschaft. Dieser chemische Antibabypillenschock hat die Chromosomen der genetischen Erbmasse der Mütter soweit verändert, daß die Kinder dieser Müttergeneration mehrere identische Merkmale in Körper und Geist tragen.
Besonders auffällig ist die starke Neigung zu grellen Farben auf den feisten Teeniekörpern, die schon früh ebenso zur Entwicklung geschlechtsspezifischer Merkmale neigen wie zum heftigen seelischen Wechsel von depressiver Walkmanautarkie und euphorisierter Gruppenbildung an sonnenüberfluteten Plätzen. Trotz ihrer genetisch bedingten Übereinstimmung gleicht ein Bibi dem anderen nicht bis zur völligen Austauschbarkeit. Doch differenzieren wir zuerst die Qualität verschiedener Münchner Musikerformationen.

Lorenz Lorenz

Der gute und der schlechte Ton
Lorenz Lorenz ist bekannt als "Der König von München" und wohl der einzige Punk mit mehr als zwei Ideen wöchentlich. Nach der Veröffentlichung des Fanzines "Die einsamkeit des amokläufers" spielte er in verschiedenen fremden und eigenen Formationen - Alternative Arschlöcher, Kleine Strolche, etc. - mit und scheute sich auch nicht, Brecht/Weill-Stücke in Klavierbegleitung vorzutragen. Durch seinen Fernsehauftritt rief er mit einem abstrusen Monolog und dem Stück "Das drei Minuten Ei" bundesweit die heftigsten Reaktionen hervor.
Die Meinungen über Lorenz Lorenz reichen vom "egozentrischen Spinner" (der Holger Hiller Münchens) über schlichte Nichtachtung bis zur zutreffenden Verehrung als einmaliges Genie (der Holger Hiller Münchens).
Trotz seiner nie versagenden Potenz konnte Lorenz Lorenz sein vorläufig letztes Projekt nicht mehr verwirklichen: Die Realisation einer "True Love Story" als Photoroman mit ihm selbst in der männlichen Hauptrolle scheiterte an den zahlreichen Absagen der für den weiblichen Gegenpart vorgesehenen Mädchen. Stattdessen studiert Lorenz Lorenz jetzt doch lieber Kommunikationswissenschaften, arbeitet in einer Druckerei und lernt bei einem alten Inder das Bongospielen.
Sieht man von den unerträglichen Texten Frank Sauers ab, mit denen er anscheinend seinem weiblichen Publikum seine sexuellen Nöte näherbringen will, so ist der schicke Brit-Funk von Huba Huba Hop die geniale Nachbearbeitung guter Tanzmusik. Ihr recht schlappes Sartregehabe überdeckt die hoffnungsvolle Band durch die präzisen und poppigen Melodien, die wir ja alle so mögen.

Die Sartres
Ähnlich den Pillenbibis sind die Sartres aus München nicht mehr wegzudenken. Alle Sartres sind erbarmungswürdig arm. Sie wohnen am liebsten im Keller und essen täglich eine Bratkartoffel. Der Keller ist kalt. Das Klo ist über den Hof. Das Badezimmer ist nicht da. Das Haus hat vier Stockwerke und gehört dem Vater. Die Fingernägel sind immer schwarz. Das Saxophon ist immer prima blitzblank. Aus dem Bücherregal leuchten rötlich die Rücken der Rowohlt-Taschenbücher. Die Jacken der Sartres sind sehr schwarz. Auch ihre Hosen sind schwarz. Cerutti freut sich. Er macht schwarze Hosen und schwarze Jacken. Nur die Hemden der Sartres sind gelb. In den Hemden wohnt ein Schickigilb. Das Leben der Sartres ist hart. Aber ihre Schuhe sind englisch.
Die Lieblingsband der Sartres heißt entweder Pedi Relax oder Lass Loss. Ihre Free Swing- und Jazz-Improvisationen sind die ideale Musik zur Leidenspose der Sartres. Sie lehnen in der Ecke, werfen graue Schatten auf die neue, wilde Malerei, die jetzt auch schon München erreicht hat, und wissen wieder, daß dieses Leben sie nicht verwöhnt.

Moderne Bibis an modernen Orten

Die Bibibands
Daß Träume glücklich machen können, versucht die elektronische Bibiband Der Körper zu beweisen. Nach zwei gutgemeinten Auftritten in der Öffentlichkeit haben die drei ehemaligen Filmhoffnungen Susi (Regie), Stephan (Star) und lan (Strassbergstar) ihre niedlichen Casios weggelegt und ihren Fans persönlich gedankt. Seither warten sie fröhlich im Englischen Garten auf ihren erhofften Durchbruch zum hochdotierten Plattenvertrag.
Eine Bibiband ganz anderer Art ist Ski und der Rest, deren Sängerin Marion Siekmann ihre wertvolle Jugend mit einer Schneiderlehre verschwendet hat. Ihr wirklich brilliantes Aussehen hat vermutlich den Ausschlag bei der Vergabe eines Plattenvertrages mit der Teldec gegeben. Selbst nach mehrstündigem Anstarren im Why Not, wo sie sich in Begleitung Robert Görls befand, besitzt die zweiundzwanzigjährige Marion für mich nur den einen, feststellbaren Makel: ihre rührigen und ambitionierten Gesangsversuche bei Ski und der Rest, der einzigen Gruppe Münchens, die noch immer wie eine angestrengte Turnhallenversion der B 52's klingt.
Daß über den selten gehörten Hau-Ruck-Pogo der bayerischen Vorstadtband Marionetz längst alles gesagt ist, versteht sich von selbst. Aber angeregt durch die schillernden Charaktere des Sängers Sigi Hümmer und des Gitarristen Günther Bayerl hier doch noch einige Gerüchte: Das Zitat aus "Die einsamkeit des amokläufers": "Niemand ist dümmer als Sigi Hümmer" erklärt sich vielleicht durch Sigi Hümmers sexuelle Ausschreitungen, die seinen Hausarzt zur freiwilligen Herausgabe einer Klinikpackung gonokokkentötender Mittel veranlaßt haben sollen.
Dieselbe spielerische Experimentierlust mit dem eigenen Körper verspürte auch Günther Bayerl, dem erst diverse Selbstversuche mit Tollkirschensirup die notwendige Spielfreude als Gitarrist verschafften.
Um noch kurz bei Gruppen zu bleiben, die auch niemand wirklich interessieren, noch folgende Bemerkung über Neutral Desing: Dumpfrock der übelsten Sorte als "NDW" verpackt.

Der heimatlose Golfspieler
Sie sind immer Kinder reicher Eltern und kommen aus Hannover oder Kiel zu Studienzwecken nach München. Obwohl völlig uninteressant, rechtfertigt ihr zahlreiches Auftauchen einige Bemerkungen über sie. Die heimatlosen Golfspieler verlassen vormittags pünktlich ihr Appartement, um mit ihren gepflegten VW-Cabriolets rechtzeitig die Vorlesung an der Uni zu erreichen. Nachmittags segeln sie am Starnbergersee. Dabei vergessen die Mädchen aber nicht, ihren Verlobten zu Hause treu zu bleiben, und die Jungs denken an ihr strebsames Studieren, das sie bald für das mittlere Management wertvoll macht.
Abends trinken sie dann gemeinsam Caribik-Drinks bei "Schumanns" oder in "Harry's New York Bar". Bevor sie zurück in ihre Appartements fahren, sehen sie sich auf
der Maximilianstraße die großstädtischen Schaufenster an. Da gibt es die blauen Faltenröcke, die Pullover mit V-Ausschnitt und die messerscharf gebügelten Flanellhosen. Die bekommen sie von ihren Eltern geschenkt.

Menschen und Orte
"Sugar Shake" gilt als der letzte Weihetempel einer untergehenden Kulturmutation. Hier treffen sich seit Jahren die letzten West-Coast-Langhaarigen, um nach dem obligaten und kultischen Haschischgebrauch wie androgyne Untote im Delirium zu Münchens lautester und schlechtester Musik auf der illuminierten Tanzfläche rumzutorkeln. Bei den anwesenden "Frauen" ist die Abwesenheit von Textilien und das panische Festklammern der eigenen Hände an der Innenseite ihrer Schenkel ebenso auf die verschollenen Riten der siebziger Jahre zurückzuführen, wie das impotent-phallische Herumschlenkern von Jeepschlüsseln und vergoldeten Kokainlöffeln bei den "Männern".
Ebenfalls in diese Richtung läuft die Ideologie der "Coca's"-Besucher. "Coca's" ist das neue Projekt der ehemaligen "Klappe"-Wirte Mischa Lampert und Silvia Melzer, das sie nach ihrer Haftentlassung sofort realisiert haben. Hier treffen sich die Schlumpis, Schlaffis und Dödels, denen man im legendären Ecklokal "Klappe" noch knapp entgehen konnte.

Der Plan
"Nur wenige wissen sicher alles, aber einige wissen sicher mehr."
Moritz Rrr
Wer in München einen Plan verfolgt, hat zwei Möglichkeiten, entweder diesen Plan bis nach dessen absoluter Realisation allen zu verheimlichen, oder ihn den guten Freunden zu erzählen und sich später davon überraschen zu lassen, was sie daraus gemacht haben.
Lange ist deshalb über die Pläne des äußerst verschwiegenen Musik-, Film- und Literaturtycoons HTR gerätselt worden. Die dynamische Firma, die im letzten Jahr von Sohn Bobby Roth, Porzellanmillionär Werner Thomas und Flugzeugerbe Michi Heinkel gegründet wurde, stand lange in dem Ruf, die Firmenräume nur für frühmorgendliche Intimpartys mit minderjährigen Discothekenbesucherinnen zu nutzen. Bis dann vor einigen Wochen von dem endgültigen Schlüsselroman der letzten vier Jahre geflüstert wurde, der bei HTR von Bobby Roth und Werner Thomas geschrieben wurde.
Dies geschah vielleicht nur aus dem einen Grund, um dem Firmenmitinhaber Michi Heinkel endlich mit einem vorzeigbaren Projekt vorauszusein. Ohne Zweifel wird Musiker Michi Heinkel diesen kreativen Rückschlag nach einigen weiteren Erwähnungen in Michael Gräeters Klatschkolumne leicht überwinden.
Wesentlich weiter verfolgt hat der frühere Politologiestudent Martin Moszkowicz den Plan, mit seiner eigenen Produktionsfirma Starfilm im Filmgeschäft endlich reich und noch etwas pummliger zu werden, ohne auf seine berühmten Anzüge von Münchens teuerster Stange "Davids-Maximilianstraße" verzichten zu müssen.
Übergeht man den unerklärlichen Ausrutscher, den der noch pubertäre Martin Moszkowicz durch die Veröffentlichung eines Fanzines (!) mit dem legendären "Siouxsie and the Banshees"-Interview (?) begonnen hat, dann ist sein Aufstieg vom Trainee im Bavaria-Kopierwerk über Aufnahmeleiterjobs, Co-Regie eines Kurzfilmes mit Nicki Müllerschön, Produktionsleitung eines großen Spielfilmes von Wolfgang Lang, Nicki Müllerschön, Richard L. Wagner und Susanne Blänkers mit anschließender, karrierebewußter Trennung von der langjährigen Freundin, dieser konsequente Aufstieg zum autarken Filmproduzenten so hartnäckig und überraschend schnell erfolgt wie das parallele Nachlassen des Publikuminteresses an gewissen Münchner Filmlustspielen.
Nach der skandal-, und intrigenumwitterten Produktion eines Eckart Schmidt-Filmes strebt Martin Moszkowicz jetzt zu Projekten, die der Aura seiner Starfilm entsprechen: noch für den Herbst plant er die kostenträchtige Realisation eines Gletscherdramas unter der Regie von Jugendfreund Nicki Müllerschön, für dessen weibliche Hauptrolle Nastassia Kinski vorgesehen ist. Vorläufiger Arbeitstitel des Konfliktfilmes: "Die weiße Hölle in Halle Vier".
Pläne bewegen auch Mark Sargent, der als ehemalige selbsternannte "graue Eminenz" der "Münchner Welle" gilt. Sein anhaltendes Bemühen gilt den Produktion eines Brecht/Weill-Samplers, den so bekannte lnterpretennamen wie Thomas Fehlmann, Malaria und Gabi Delgado Lopez vor seiner moralingeschwängerten Harmlosigkeit retten sollen.

Moderne Menschen an modernen Orten
Diese hoffnungsvolle Nachwuchselite der späten achtziger Jahre trifft sich ohne Rücksicht der Fraktionen, die sie vertreten, in den spärlichen Glanzpunkten der Münchner Nachtclublokalitäten. Trotz der an anderen Großstädten gemessenen Harmlosigkeit bedeutet die Anwesenheit im "Tanzlokal Größenwahn", die höhere Weihe für jeden, der noch Wert darauf legt. "Das Tanzlokal" besticht durch prima Musik und die Anhäufung von Bibi's, die als New Wave Schicki's, Berliner Krankheit, Sartres, Skins oder Macho-Schwule verkleidet sind, und dort auf den silbernen Prinzen mit dem weißen Pferd warten.
"Das Tanzlokal" ist der vorläufig erste Ableger des "Café Größenwahn", die beide von einigen Ex-Studenten unter dem Namen "Schreck-GmbH" geführt werden. Diese ehemaligen BAFÖG-Sklaven haben ihn ehrlich verdientes Geld in diversen Bausparverträgen angelegt, über deren Vor- und Nachteile sie heute so gerne diskutieren wie früher über Probleme der Dialektik.
Nach dem "Tanzlokal" gehen alle wie schon seit Jahren in's "WhyNot", das weder formal noch inhaltlich irgendeinen Stil aufweist. Langweiliges Neon-Design ist durchsetzt von Strass- und Glitterpsychedelik der siebziger Jahre, und einziger Anhaltspunkt für die Modernität des "Why Not" sind die unsäglichen Lautsprecher, aus denen alles dröhnt, was Neue Deutsche Welle sein möchte.
Durch Münchens übliche überhöhte Preise für Alkohol ist die Möglichkeit, sich zu betrinken, drastisch eingeschränkt. Und wer nicht nach mindestens zwanzig Sekunden Aufenthalt ein acht Mark teures Bier bestellt, läuft Gefahr, durch den Geschäftsführer - der stählerne Harry - aus dem Lokal gewiesen zu werden.

Moderne Musik von morgen
Gorilla Aktiv besteht aus zwei liebenswerten jungen Männern, die einen ausgeprägten Hang zum Schuleschwänzen durch ihre Hingabe zu jungen Mädchen ausgleichen. Sänger Nick Deinhart bereitet sich auf seine unumgängliche Starkarriere nach der Devise "in jedem Hafen eine Braut" vor, während Thomas Eckart sich um den ideologisch/musikalischen Überbau von Gorilla Aktiv und sein Moped kümmert. Experimentierfreude und ihr souveränes Bühnenauftreten erlernten sie in langer Arbeit in Prä- und Postpunkzeiten bei verschiedenen Formationen wie Bex, Fingerfarben, und anderen.
Zusatzzahl werden ihrem Motto "mehr Mut zum Zufall" in sehr profanen Weise gerecht: das Timing hinkt und Ödnis macht sich trotz massiven Trommeleinsatzes breit.
Nicht wesentlich bunter, aber ähnlich langweilig erscheinen Zero Zero, deren handwerkliches Können fehlende Ideen nur annähernd ersetzen kann. Trotz dieser Schwierigkeiten kommerzialisieren sie ihr NDW-typisches Mittelmaß recht erfolgreich. "Ich will in die Irrenanstal, hier draußen läßt mich alles kalt" Zero Zero über Zero Zero.
Ihre niedlich-genialischen Showambitionen bewies Pupa bei dem Auftritt ihrer Rap-Formation Zack Zack Combo, den sie mit musikalischer Unterstützung von Gorilla Aktiv und vier hinreißenden, mittelschulreifen Mädchen im großen Saal der Akademie vor einem immer begeisteterteren Publikum gab.
Neben ihren musikalischen Plänen, von denen viel zu erwarten ist, beschäftigt sich Pupa mit der Fertigstellung einer Mammutsammlung männlicher Pin Up's, die leider noch an der Abwesenheit von männlichen Modellen zu scheitern droht.

München ist die beste Stadt der Welt
Aus Fleisch wird Asche oder Stein. Doch wer als Künstlerbüste aus Marmor in irgendwelchen öffentlichen Hallen der Ewigkeit entgegendümpeln wird, ist gleichgültig und noch lange nicht entschieden. Das Potential der möglichen Kräfte ist groß und die Vollstrecker der modernen Artikulationen so zahlreich wie die Formen der vollendeten Ablenkungen. Schließen wir mit Thomas Mann's berühmten Worten: "München leuchtet".

(Quelle: Sounds 8/82)


Betr.: Der Wahnsinn über München, v. Moorse/Wagner im Augustheft.
Neckisch, neckisch! Der Verein der heimatlosen Golfspieler eV. hat dieses Traktat gründlich studiert und analysiert: Des Autors krampfhafter Versuch, in diesem Artikel spritzig oder gar ironisch zu wirken, erschöpft sich im Erfinden neuer, hohler Scene-Wörter, deren Einfallslosigkeit kaum noch zu überbieten ist.
Diese Schreibe zeigt kein Bild von München, sondern dient dem profilierungsgeilen Verfasser nur zur Ausbreitung seiner abgestandenen Insider-Infos, die er auf anderem Wege wohl nicht unter die Leute bringen kann. Für einen Außenstehenden dagegen ist dieses Gelalle einfach unverständlich. Armselig, Herr Möse, pardon, Moorse, armselig!
Wir wollen ja nicht bösartig sein, lieber Ian, aber wem willst Du eigentlich mit diesem lauwarmen Gelaber imponieren! Etwa Deinen sog. Pillenbibis??
Außerdem wollen wir noch darauf hinweisen, daß Moorse im Gegensatz zu Lorenz (dieser hat ja wenigstens zwei Ideen pro Woche), auf erheblich weniger geistige Ejakulationen zurückgreifen kann, was dem ganzen Artikel die besondere Note gibt. Laß doch die nur von blassem Neid erfüllten Angriffe auf Leute, die Dir sowohl geistig, als auch körperlich überlegen sind, und zwar haushoch!
Der unterleibsaktive Faulschlamm, um in Ians biologistischen Metaphern zu bleiben, den er hier verspritzt, z. B. das dumme Gerede über genetische Klonung und den Antibabypillenschock, etc. pp. (man erspare uns, bitte!, weitere Ausführungen), stinkt doch wohl zum Himmel. Auch das geschmacklos mißbrauchte Schlußzitat des Thomas Mann würde denselben im Grab rotieren lassen! Brillant, Brillant Herr Moorse, München leuchtet!!
Mit neckischen Küßchen

Beatrice von Firleranz-Sukram, Hebamme zu Münchens

(Leserbrief Sounds 9/82)


GEGENDARSTELLUNG
In SOUNDS, Monats- und Musikzeitschrift im Soundsverlag wurde in der August-Ausgabe in dem Artikel "Die Wahrheit über München" von Richard L. Wagner und lan Moorse auf Seite 23 sinngemäß behauptet "Lorenz Lorenz hätte eine nie versagende Potenz..." Diese Behauptung ist unwahr. Wahr ist vielmehr das Gegenteil.

Andrea, Andrea, Clara, Dagmar, Dany, Doris, Eva, Eveline, Floly, Kitty, Nico, Petra, Renate, Rolf, Sabine, Tütü, Undine, Vera, Veronika, Ms. X. und die anderen vom Club der verlassenen Herzen (London, Berlin, München).

Das ist ein Liebesbrief an Hans Keller und Kid P. und nicht an Diedrich Diederichsen und schon gar nicht an euren Unaussprechlichen - so was mit X und Saftquetsche. Ich frage mich ob ihr überhaupt wißt wieviel Babies Sounds lesen. Zu den Babies gehöre ich nämlich, und genau deshalb fang ich an zu plärren wenn ich D. D.s Artikel lese. Zum Glück hab ich vor ein paar Tagen ein gutes Lexikon gekriegt. Prof. oder Dr. der Germanistik schaffens vielleicht ohne.
Ganz reizend ist Kid P, obwohl sich alle die Mäuler über seine Städtereportagen zerreißen bin ich doch nicht dumm - oder? - wenn ich ganz unschuldig behaupte, daß sie mir gefallen. Nur die Pillenbibis waren etwas utopisch. Hans Keller ist das Nonplusultra. Er sollte mehr Riesenreportagen bringen wie über die Fleshtones. Der Unaussprechliche ist es nicht würdig, daß ich über ihn schreibe. Das wars von einer l4jährigen, man stelle sich vor.

Yvonne Becker, Schwalbach

(Leserbrief Sounds 10/82)


Fresse / Information Overload