Kronos Quartet / Biografie und Diskografie 2ß24- 2025 
           
      
      David Harrington (Violine), John Sherba Gabriela Díaz (Violine), 
        Ayane Kozasa Hank Dutt (Viola) und Jeffrey Zeigler Sunny 
        Yang Paul Wiancko (Cello): das Kronos Quartet, eines der erfolgreichsten 
        Streichquartette der modernen klassischen Musik (oder auch E-Musik, wie 
        wir Deutschen gerne sagen). 
      David Harrington spielte in einem kanadischen Orchester, um der Wehrpflicht 
        zu entgehen. Als der 22jährige 1973 zurück in seine Geburtsstadt 
        Seattle (Heimat von Jimi Hendrix und Kurt Cobain) kehrte, hörte er 
        eines nachts George Crumbs musikalische Reaktion auf den Vietnamkrieg 
        "Black Angels" im Radio. Völlig eingenommen von dieser Musik rief 
        er seinen früheren Studienfreund Ken Benshoof an und zusammen mit 
        "Six Bagatelles" von Webern, dem "Dritten Streichquartett" von Bartók 
        und Benschoof Eigenkomposition "Traveling Music" begann das Kronos Quartet 
        am North Seattle Community College aufzutreten. 
      Anfangs bestand das Quartett neben Harrington aus Jim Shallenberger, 
        Tim Killian, und Walter Gray. Sie traten anfangs im Bundesstaat Washington 
        auf und spielten Werke von Benschoof und andern Komponisten, die sie um 
        Auftragskompositionen gebeten hatten. Ab 1975 war das Quartett an der 
        Universität in Geneseo, New York ansässig, wo sie den Komponisten 
        Lejaren Hiller, Morton Feldman, Elliott Carter und Iannis Xenakis begegneten, 
        und mit den Violinisten Roy Lewis und Richard Balkin, sowie Michael Jones 
        an der Viola auftraten. Doch Harrington und der Cellist Walter Grey suchten 
        eine Umgebung, die sie mehr in Richtung Neuer Musik fördern würde, 
        und so zogen die beiden 1977 nach San Francisco um. 
      Mit den neuen Mitgliedern Hank Dutt (Viola) aus Quincy, Illinois und 
        Stipendiat der Indiana University, sowie Greys Ehefrau Ella (zweite Violine) 
        debütiert das Kronos Quartet am Mills College mit einem Programm 
        Musik des 20. Jahrhunderts. Schnell wurde aber Ella und Walter Grey bewusst, 
        dass sich Tourneen, Unterricht und Familie mit 2 Kindern nicht vereinen 
        lassen, und so mussten Harrington und Dutt neue Mitstreiter suchen. Das 
        Stipendiat vom Mills College gab ihnen einen finanziellen Rückhalt, 
        nicht die erstbesten Interessenten in Quartett aufnehmen zu müssen. 
        Dutt erinnert sich an die aus Memphis stammende Joan Jeanrenaud, die an 
        der Indiana University Jazz, Komposition und Cello studiert hatte und 
        mit Dutt in einem Quartett gespielt hatte. Sie brach sofort ihre Zelte 
        in der Schweiz ab und flog nach San Francisco. Zur gleichen Zeit traf 
        auch John Sherba ein, den Harrington auf Empfehlung eines Freundes in 
        Milwaukee angesprochen hatte, und der dort an der University of Wisconsin 
        bereits mit 16 Jahren zusammen mit seinem Bruder als Duo Neue Musik gespielt 
        hatte. Die Chemie zwischen den Vieren stimmte von Anfang an. 
      1978 war keine gute Zeit für Streichquartette. Das Repertoire des 
        Kronos Quartets bestand aus den Klassikern Schönberg, Bartók, 
        Debussy, Ravel, Ives, Shostakovich, Prokofiev und Carter, doch zeitgenössische 
        Komponisten interessierten sich kaum für Streichquartette. Harrington 
        aber sprach ausgerechnet Terry Riley an, der seit über 10 Jahren 
        keine Musik mehr niedergeschrieben hatte und nur noch indische Musik von 
        Pandit Pran Nath studierte. Diese Begegnung erwies sich für alle 
        Beteiligten als Glücksfall und forderte das Kronos Quartet weit über 
        die Grenzen akademischen Musikverständnisses hinaus. 
      Auch in andere Richtungen streckten Kronos Quartet ihre Fühler aus. 
        1980 fanden sich "Purple Haze" von Jimi Hendrix und James Browns "Sex 
        Machine" in ihrem Repertoire, sowie Aufritte im Gefängnis von San 
        Quentin und eine Performance mit einem Roboter namens Elvik. Das klassische 
        Repertoire verschwand nun aus dem Programmen ihren Auftritte, dafür 
        kamen mehr und mehr Auftragskompositionen u.a. von Elliott Carter, Morton 
        Feldman und Witold Lutoslawski. Es folgten Auftritte in Europa und 1985 
        der Vertrag mit Nonesuch Records. Mehr und mehr Musik von außerhalb 
        des westlichen Kulturkreises kam hinzu, weltweite Tourneen, Preise und 
        Journalisten, die zuerst auf Kleidung und Haarschnitt schauten. Heute 
        sind Kronos Quartet ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der modernen 
        Musik, der längst alle kulturellen Grenzen gesprengt hat - soweit 
        die Hörer bereit sind, mit offenen Ohren auf ihre Musik einzugehen. 
      1999 legte Joan Jeanrenaud ein Sabbat-Jahr ein, um Abstand von 20 Jahren 
        Tourneen mit dem Kronos Quartet zu gewinnen. In dieser Zeit reifte ihr 
        Entschluss, neue künstlerische Wege als Solokünstlerin und in 
        der Zusammenarbeit mit anderen Musikern einzuschlagen. Sie beschäftigte 
        sich mit Komposition, Improvisation, Elektronik, Video und Multimedia-Performances. 
        2001 hatte ihr abendfüllendes Multimedia-Werk "Metamorphosis" 
        Premiere. Im gleichen Jahr entstand auch "Ice Cello", eine 4stündige 
        Installation inspiriert von der Fluxus-Künstlerin Charlotte Moorman. 
         
        Jeanrenaud Nachfolgerin war Jennifer Culp, seit 1999 in der Livebesetzung 
        des Kronos Quartets und zum ersten Mal auf der CD "Kronos Caravan" 
        zu hören. Es folgten neben jährlich etwa 100 Konzerten das Projekt 
        "Sun Rings", eine Multimedia-Performance mit Musik von Terry 
        Riley, basierend auf Tonaufnahmen von Satelliten aus dem Weltall, sowie 
        "Under 30 Project" mit Beiträgen von Komponisten unter 
        30 Jahren. Jennifer Culp verlies das Kronos Quartet im Sommer 2005, um 
        sich ganz ihrer Lehrtätigkeit am San Francisco Conservatory of Music 
        zu widmen. Ihr Nachfolger war Jeffrey Zeigler, ihm folgte 2013 Sunny Yung, 
        ihr Nachfolger ab 2023 ist Paul Wiancko. Mit Ende der Konzertsaison 23/24 
        ziehen sich die Langzeit-Mitglieder Hank Dutt und John Sherba zurück. 
        Ihre Nachfolgerinnen werden Gabriela Díaz und Ayane Kozasa. 
       
       
      
       
     |