|   Lounge: Warum hat es so lange gedauert, 
dass "Apple Venus Volume 1" erst jetzt in die Läden kommt?  Colin 
Moulding: Das ist eine lange Geschichte und wenn ich die jetzt von Anfang 
an erzählen würde, würde das sehr sehr zynisch klingen. Im Grunde 
ging es darum, aus dem Vertrag mit Virgin herauszukommen. Nach dem Erscheinen 
von "Nonsuch" haben wir erst einmal 2, 3 Jahre lang neue Songs geschrieben. 
Außerdem waren wir mit unserem Vertrag mit Virgin sehr unglücklich. 
Also sind wir, nachdem wir die Songs geschrieben hatten, zu Virgin gegangen, um 
sie zu fragen, ob sie den Vertrag gerechter machen könnten, weil es im Grunde 
immer noch die gleichen Bedingungen waren, die wir 1977 mit Virgin eingegangen 
waren. Irgendwie haben wir kostenlos für sie gearbeitet. wir waren nicht 
reich und haben nichts verdient. Also sagten wir: Gebt uns einen besseren Vertrag 
oder ihr kriegt keine neue Platte von uns. Dazu war Virgin nicht bereit, und so 
sagten wir: Lasst uns raus aus dem Vertrag. Nach einiger Zeit haben sie dann nachgegeben 
und uns gehen lassen. Das hat Zeit gebraucht und ebenso brauchten wir Zeit, um 
neue Verträge zu bekommen.  Lounge: Ihr habt mit Idea Records 
ein eigenes Label gegründet?  Colin: Das ist richtig, allerdings 
ist die "Transistor Blast"-Box letztes Jahr direkt bei Cooking Vinyl 
erschienen, weil wir mit Idea Records noch nicht soweit waren. "Apple Venus" 
ist die erste Veröffentlichung von Idea Records und im Cooking Vinyl-Vertrieb. 
 Lounge: Man gewinnt auch den Eindruck, dass ihr für jede neue 
Platte immer mehr Zeit im Studio braucht.  Colin: (lacht) Wir haben 
mit der Platte im Herbst 1997 angefangen. Dann hatten Ärger (trials and tribulations) 
mit Produzenten, die uns im Stich ließen oder in den Urlaub führen, 
Studios, die nicht funktionierten. alles Sachen, auf die wir keinen Einfluss hatten. 
Wenn man die Zeit zusammenrechnet, die wir tatsächlich arbeiten konnten, 
dann waren das nur 5, 6 Monate. Im April letzten Jahres hatten wir 2 Monate Pause, 
weil der Produzent sagte, er brauche eine. Dann kam er zurück und nach einem 
Monat sagte er, er wolle nicht mehr mit uns weiterarbeiten. Also mussten wir jemand 
anders suchen, um die Platte fertig zu machen. das war im September und dann sagte 
Cooking Vinyl, die Platte könne nicht vor Weihnachten erscheinen. Also erschien 
sie erst im Februar. Aber tatsächlich im Studio gearbeitet haben wir nur 
etwa 6 Monate.  Lounge: Habt ihr in der Zeit schon die Songs für 
das Nachfolgealbum "Apple Venus Volume 2" aufgenommen oder sind die 
noch nicht fertig?  Colin: Ein paar Sachen sind schon auf den Bändern, 
aber generell muß man sagen, wir die Songs alle noch aufnehmen müssen. 
Die sind wirklich noch nicht aufgenommen. Als wir mit den Aufnahmen anfangen, 
waren 21 Songs geplant. Wir wollten alle aufnehmen und zur gleichen Zeit veröffentlichen, 
aber das war einfach ein zu großes Projekt, um es auf einmal durchzuziehen. 
Deshalb haben wir es in 2 Teile aufgeteilt.  Lounge: Im Internet 
wird spekuliert, dass "Apple Venus Volume 1" und "Apple Venus Volume 
2" innerhalb eines Jahres erscheinen würden, aber das scheint wohl nicht 
zu funktionieren.  Colin: Du weißt schon gut Bescheid. Nein, 
realistischerweise maß man davon ausgehen, daß "Apple Venus Volume 
2" ungefähr im Februar 2000 herauskommt.  Lounge: Hat der 
Ausstieg von Dave Gregory bei den Aufnahmen Schwierigkeiten bereitet?  Colin: 
Er stieg aus, als er mehr als die Hälfte seiner Keyboardparts aufgenommen 
hatte. Ein paar Sachen hat unser Produzent dann eingespielt. Dave war mit der 
Aufteilung des Projekt nicht einverstanden. Er ist eigentlich Gitarrist und wollte 
daher mehr Gitarrenstücke auf der ersten Platte haben. Er wollte eigentlich 
eine weitere XTC-Platte machen, die bunt gemischt ist, und Andy und ich wollten 
das nicht. Das wir der Grund, warum er ausstieg, aber eigentlich geht es viel 
tiefer und ist eine lange Geschichte, die Außenstehende nicht richtig nachvollziehen 
können.  Lounge: Ich habe gelesen, dass Andy neidisch auf Elvis 
Costello war, weil der eine Platte ganz ohne Schlagzeug aufgenommen hat ("The 
Juliet Letters", 1993 mit dem Brodsky Quartet), was ich auch für eine 
interessante Idee halte. Steckt diese Idee vielleicht auch hinter "Apple 
Venus Volume 1"?  Colin: Es gibt schon bei mehreren Stücken 
Schlagzeug, aber es wurde nicht so laut abgemischt, weil es für den Rhythmus 
der Stücke nicht so wichtig ist. Viele andere Instrumente sind so abgemischt, 
dass sie das Schlagzeug überflüssig machen, aber im Hintergrund tickt 
es immer noch mit, man muss nur genauer hinhören.  Lounge: War 
es Absicht, die Platte mit nur sehr leisem, bzw. sehr wenig Schlagzeug aufzunehmen? 
 Colin: Ich denke nicht. Das war keine bewusste Entscheidung. Du 
hast einen Song vor dir und du arrangierst ihn so wie du meinst, dass es das beste 
für ihn ist. Wenn man für die Instrumente ein gutes Arrangement schreibt, 
entsteht ein eigener Rhythmus, der das Schlagzeug auch irgendwie überflüssig 
macht, und dann reicht es, nur ein bisschen Snare dazuzugeben, du brauchst dann 
kein krachendes Schlagzeugset. Das wäre einfach zu aufdringlich, also reicht 
weniger völlig aus. Aber das gilt nicht für jeden Song, du musst für 
den Song neu entscheiden, welche Farben du benutzt.  Lounge: Ich 
habe im Little Express, euerem kanadischen Fanmagazin gelesen, dass auch im Gespräch 
war, Instrumentalstücke von Dave Gregory auf die Platte zu nehmen. Dazu ist 
es nun nicht gekommen.  Colin: Dave hat nie Songs für XTC geschrieben. 
Ich denke dass er es irgendwie bedauert, weil wir ihm jede Möglichkeit dazu 
gegeben haben. Aber hat gesagt, es gäbe dann so oder so zu viele Songschreiber 
für die Band. Wir gaben ihm einiges an Arbeit in der Hoffnung, dass er Musik 
schreiben würde, die wir vielleicht benutzen könnten. Dave sagte immer, 
er könnte keine Texte schreiben, also sagten wir: Schreib was Instrumentales 
und wir schauen es uns an, ob es irgendwo hineinpasst. Das war ein Anreiz für 
Dave, etwas zu schreiben.  Lounge: Aber es war nicht wie damals mit 
Barry Andrews, der irgendwie Songs schrieb, in eine Richtung als der Rest der 
Band gingen.  Colin: Das war nicht das Problem. Dave hat nichts geschrieben 
und es war eher sein Problem, nicht unser. Bei Barry war das anders, seine Beträge 
waren so abwegig (off the wall), dass Andy und ich dachten, dass sie nicht zu 
uns passen. Aber von heute aus gesehen muss ich sagen, dass man alles passend 
machen kann. Aber ich denke Barry wollte damals einfach aussteigen, weil er seine 
eigene Band haben wollte.  
   |   
 |   Andy Partridge 1983/84 © 
Rudi Keuntje  |    Lounge: Ihr beide, Andy und 
Du seit die Hauptsongwriter, bzw. die einzigen Songwriter für XTC...  Colin: 
...wir sind auch die einzigen Gruppenmitglieder.  Lounge: .., habt 
ihr je daran gedacht, zusammen Songs zu schreiben wie Lennon/McCartney oder Jagger/Richards? 
Funktioniert das nicht oder woran liegt es?  Colin: Ich denke unsere 
Songs sind sehr persönlich und ich glaube das ginge nicht. Wir haben es auch 
nie ausprobiert. Jeder nimmt Demos seiner Songs auch bei sich zu hause allein 
auf. Und wenn man so etwas Persönliches schreibt, möchte man auch allein 
damit fertig werden und nicht, daß sich jemand anders darin einmischt.  Lounge: 
Nun ich dachte, da wäre eine Möglichkeit, weil Andy ja auch mit anderen 
zusammenarbeitet wie The Heads.  Colin: Andy setzt sich dann einen 
anderen Hut auf. Die Songs, die er zusammen mit anderen Leuten schreibt, sind 
ganz andere Songs und sein Ansatz ist dann auch ein ganz anderer. Er muss dann 
irgendwie aus seiner Haut herauskommen und in einer Art und Weise ist er dann 
auch gar nicht er selbst, wenn er mit anderen zusammenarbeitet. Ich denke, Andy 
weiß das auch und dass es der einzige Weg ist. es zu tun.  Lounge: 
Du meinst also, dass die Songs mit anderen zusammen nicht so gut sind wie die, 
die Andy allein schreibt?  Colin: Ich denke nicht, dass ... Ich habe 
nur einen Song gehört, "Blow", den Andy zusammen mit dem Amerikaner 
Vander Ark für einen Film geschrieben hat, und der klingt nicht sehr wie 
Andy selbst.  Lounge: Kennst du die Songs, die Andy mit Terry Hall 
geschrieben hat?  Colin: 1 oder 2 Songs kenne ich, die sind okay. 
Aber denke seine besten Songs sind sie, wo mehr von ihm selbst drinnen steckt 
und persönlicher sind. Das sind die Songs, die ich mehr mag, wenn er sich 
wirklich selbst ausdrückt.  Lounge: Kannst du uns sagen, was 
wir für Musik auf "Apple Venus Volume 2" erwarten können, 
und wird die Platte so oder anders heißen?  Colin: Es wird 
schwieriger, die Verbindung zwischen beiden Platten hinzukriegen, weil sie ursprünglich 
im sechsmonatigen Abstand erscheinen sollten, aber im Grund sind es die restlichen 
Songs, die wir in den letzten 3 bis 5 Jahren geschrieben haben, but we don't care 
to write these songs. Aber ich denke es werden hauptsächliche elektrische 
oder Geradeaus-Stücke sein. Es wird 1, 2 Ausnahmen geben, aber es wird fast 
ein reines elektrisches Album werden.  Lounge: Könnte das ein 
Problem werden, weil Dave ja hauptsächlich als Gitarrist bekannt war und 
er nun nicht mehr dabei ist?  Colin: Ich sehe tatsächlich ein 
Problem, aber wir vermissen Dave auch als Keyboardspieler. Auch wenn er kein ausgebildeter 
Keyboarder war, so hat er doch stundenlang an Sachen gearbeitet, die sehr gut 
durchdacht waren und die gezeigt haben, dass er stolz ist auf seine Arbeit. Er 
ist ein guter Gitarrist und wir beider vermissen ihn. Möglicherweise müssen 
wir ein paar andere Leute ins Studio holen für die Sachen, die wir nicht 
selbst hinkriegen, den Dave war doch der beste Musiker von uns dreien.  Lounge: 
Eine mehr persönliche Frage: Wie überlebt man 7 Jahre ohne Schallplatte 
und kaum Einkünften aus dem bisherigen Plattenvertrag?  Colin: 
Ich denke, was uns über Wasser gehalten hat war die große Anzahl an 
bisherigen Veröffentlichungen. Wir haben keine großes Einkommen, eigentlich 
nur durchschnittlich, es reicht um die Miete zu bezahlen. Ohne unsere Plattenverkäufe 
in den USA in den letzten 10 Jahren hätten wir uns wirklich Jobs suchen müssen. 
Es ist wirklich eng, aber es geht.  Lounge: Euer Erfolg in Amerika 
ist sehr merkwürdig, weil ihr sehr britisch klingt.  Colin: 
Wir haben einigen Erfolg in Amerika. Du kannst gut verdienen in den USA und ziemlich 
unbekannt bleiben. Collegekids kaufen unser Platten und davon gibt es eine Menge, 
denn es ist ein großes Land, also kann man schon beträchtliche Plattenmenge 
verkaufen und gut verdienen. Es gibt eine Menge Bands, die das machen und man 
kann davon leben, nur an ein bestimmtes Publikum Platten zu verkaufen, man muss 
dazu nicht in den TOP 40-Radiostationen gespielt werden. Du kannst Geld verdienen 
und trotzdem eine Undergroundband bleiben.  Lounge: Eine andere Frage: 
Wo passt Ihr heute in der Musikgeschäft von heute hinein? Seit ihr Teil von 
Britpop oder steht ihr außerhalb von all dem?  Colin: Ich denke, 
wir waren für einen kurzen Moment 1977/1978 auf der Höhe der Zeit und 
seit dem nie mehr. Das ist ganz schön, weil man dann nie einem Trend folgen 
muss. Du kannst ehrlicher zu dir selbst sein, du müsst nicht vor dem Gott 
Britpop niederknien. Du kannst du selbst bleiben und das gefällt mir. Wir 
haben uns seit Jahren unsere eigene Nische gebastelt. Wir machen immer noch unser 
Ding und haben damit kein Problem.  Lounge: Was hältst du persönlich 
von Britpop? Meinst du, dass einige Gruppen Wert haben oder ist es zumeinst nur 
Marketing?  Colin: Ich denke vielleicht sind Blur die besten aus 
dem Haufen. Von einigen anderen bin ich mir da nicht so sicher. Aber die Zeit 
wird es zeigen, (but if you don't look pure to any fraction of the public, then 
you just die in any case really) und wenn du nicht zumindest für einen Teil 
der Öffentlichkeit ehrlich rüberkommst, dann wirst du so oder so untergehen. 
Also ich denke, das ist eine Frage der Zeit. Blur sind immer noch da und sie machen 
immer noch gute Platten.  
   |   
 |   Andy Partridge 1983/84 © 
Rudi Keuntje  |    Lounge: Das ist interessant, 
weil Andy ja mal ein paar Songs für Blur produziert hat, aber das soll nicht 
funktioniert haben. Kannst du mehr dazu sagen?  Colin: Ich glaube 
Andy hat für deren zweite Platte "Modern Life Is Rubbish" 3 Songs 
produziert mit der Option die ganze Platte zu machen, wenn sie miteinander auskämen. 
Aber sie mochten die Produktion nicht und so hat er den Auftrag nicht bekommen. 
 Lounge: Hast du selbst je daran gedacht, Bands zu produzieren oder 
mit anderen zusammen Songs zu schreiben?  Colin: Songschreiben könnte 
etwas schwierig sein, weil ich meine eigene Art habe, Songs zu schreiben, und 
ich müsste dann wahrscheinlich jemand anderes sein, um mit jemand anderem 
Songs zu schreiben. Ich bin eigentlich ganz zufrieden so wie es ist. Ich will 
das nicht ausschließen und vielleicht sollte ich es mal versuchen. Vielleicht 
funktioniert es, aber ich fürchte, ich könnte dann nicht mehr ich selbst 
sein, sondern ich wäre jemand, der jemand anderen begleitet. Aber produzieren 
wäre eine Möglichkeit. Ich liebe zu produzieren, aber ich hatte bisher 
noch nicht die Möglichkeit dazu.  Lounge: Kannst du mir etwas 
über das Cover von "Apple Venus Volume 1" erzählen, weil ich 
bisher nur ein Tape mit 7 Songs habe, was ich vor ein paar Monaten bekommen habe. 
 Colin: Das Cover ist im Grunde eine Illustration, die Andy in einem 
Kunstband entdeckt hat, von einer Pfauenfeder auf sehr glänzenden, schillernden 
Papier, die Farben sind sehr lebendig und das Bild leuchtet richtig und du denkst, 
dass die Feder echt ist. Aber es ist eben nur ein Bild. Und wenn du tief in die 
Feder hineinschaust, dann siehst du eine dunkle Form, die viele verschiedene Sachen 
sein könnte und in gewisser weise zweideutig wirkt und neugierig macht, wenn 
man hineinschaut. Diese Form, dass könnte ein Embryo sein, der in einer Frau 
heranwächst, die Genitalien einer Frau, oder als ob jemand seinen Mund öffnet 
und du siehst seine Mandeln. Es ist eine sehr merkwürdige Form und sie passt 
zu dem zweideutigen Titel, der eigentlich keine richtige Bedeutung hat. Der Titel 
einer Platte muss auch nicht unbedingt einen Sinn haben, das ist keine Voraussetzung, 
er muss etwas anbieten... Ich denke es ist wichtiger, dass es zum Bild passt, 
und die beiden haben zusammen eine Mehrdeutigkeit.  Lounge: Das hört 
sich interessant an, wie eine Idee, die ihr schon mal hattet, wie das ursprüngliche 
Cover von "Skylarking", das ging auch in diese Richtung, zwar als Photo, 
aber doch das gleiche Objekt, dass man sehen kann, oder die Betrachter glauben 
zu sehen. Ist das eine Obsession von Andy, auch so wie der Song "Pink Thing"? 
 Colin: (lacht) Nein, das ist nur ein passendes Bild zum ... Ich 
denke es besteht eine Gefahr, wenn du einen Plattentitel wählst, der zu sehr 
an den Buchstaben klebt und nicht genug Raum für die Phantasie lässt. 
Das ist mehr eine instinktive Angelegenheit, es passt einfach zu dem, was man 
sieht. und den Titel haben wir danach ausgewählt, dass er gut zum Cover passt. 
So einfach ist das. Wenn man einen Titel haben will, der dem Lauf der Zeiten standhält, 
dann ist es wichtig, dass er einfach ist. Wortspiele und Metaphern wirken nach 
einigen Jahren immer spießig (they're sort of sound kind of cheesy and square), 
auch wenn sie ursprünglich clever klangen. Der Lauf der Zeiten ist nicht 
freundlich zu ihnen. Besser, du suchst einfache Worten, die zum Image passen. 
 Lounge: Zu "Transistor Blast" habe ich in einer Kritik 
gelesen, dass es nicht das gewesen, was man von XTC erwarten würde. Die meisten 
CD-Boxen heute sind ja chronologisch aufgebaut, mit unveröffentlichten Stücken 
und Versionen. Ihr habt aber nicht alle Aufnahmen der BBC auf die CDs getan.  Colin: 
Doch, haben wir, alle Aufnahmen, die man hört sind von der BBC.  Lounge: 
Aber ihr habt nicht von allen Sessions alle Stücke auf die CDs genommen, 
wie "Earn Enough For Us" von 1987...  Colin: Das ist richtig. 
 Lounge: War das eine Art Qualitätskontrolle?  Colin: 
Ja.  Lounge: Ist das auch der Grund, warum es kein dickes Beiheft 
mit Informationen gibt?  Colin: He he, das ist ein okayes Beiheft. 
(lacht) Wir mussten die besten Stücke aussuchen. Ich denke, das muss man. 
Sie gaben Andy und mir die Bänder, wir hörten sie uns an und suchten 
aus, was wir für das Beste hielten. Wir haben die guten Sachen ausgesucht, 
weil eine Menge von diesen Versionen besser sind als die auf unseren LPs.  Lounge: 
Ich habe auch vor einigen Monaten gehört, dass es den Plan gab, eine CD-Box 
mit vielen Demos herauszubringen. Ist die Idee wider verworfen worden?  Colin: 
Nein, daran arbeiten wir im Augenblick, aber ich wissen noch nicht, wie wir das 
herausbringen können. Vielleicht verkaufen wir es über das Internet, 
weil es eigentlich was für die Fans ist. Ich weiß es nicht, wir müssen 
darüber noch mal mit der Plattenfirma reden, wie man die Box verkaufen könnte, 
ob das Projekt überhaupt jemanden reizt.  Lounge: Etwas, was 
ich vermisst habe, war, dass es nie eine Veröffentlichung von der akustischen 
Versionen von der "Oranges & Lemons"-Radiotour gab. 1 oder 2 Songs sind 
auf CDs von Radiostationen in geringer Auflage erschienen, aber offiziell wurden 
die Sachen nie herausgebracht.  Colin: Nein.  Lounge: 
Warum geschah das nicht. Meiner Meinung nach waren einige Versionen sehr gut. 
 Colin: Ich denke, wir dachten daran, die Sachen einfach nur CDs 
herauszubringen, die eigentlich nur Fans kaufen und sammeln, etwas mit begrenzter 
Auflage und damit etwas Besonders. Ich glaube nicht, daß diese Version großartig 
sind, sie sind anders, weil sie akustisch sind. Das ist eine nette Sache für 
Fans.     |   
 |   Andy Partridge 1983/84 © 
Rudi Keuntje  |    Lounge: Ich habe eine CD mit 
euerem Auftritt bei KROQ...  Colin: Oh, wirklich?  Lounge: 
Ja, das ist ein Bootleg. Ich glaube, es gibt verschieden Versionen von diesem 
Auftritt, darunter eine Doppelsingle nur mit den Songs, und die CD "K-Rocking 
In Pasadena" mit ich glaube der vollständigen Radiosendung. Nun, es 
sind ein paar Verspieler drauf und einmal hat Andy auf eine Textzeile vergessen, 
aber es ist lustig...  Colin: Ja.  Lounge: ...und glaube 
das ist nicht unbedingt ein Grund, es nicht zu veröffentlichen.  Colin: 
Nein.  Lounge: Also es könnte über den Fanclub herauskommen? 
 Colin: Ich bin mir nicht ganz sicher, was wir veröffentlicht 
haben und was nicht, um ehrlich zu sein. Ich meine, einiges ist als B-Seite herausgekommen 
oder so. Aber ich glaube nicht, dass wir uns das noch mal anhören und davon 
etwas herausbringen. Ich glaube nicht, dass das gute Versionen sind. Sie sind 
etwas unsicher, weil wir das zum erstemal nach langer Zeit wieder live gespielt 
haben. Ich glaube nicht, dass sie so gute sind wie du glaubst. Aber einiges ist 
davon schon erschienen und daher werden wir nicht darauf zurückgreifen.  Lounge: 
Also legt ihr einen sehr hohen Qualitätsmaßstab an das, was ihr herausbringt. 
 Colin: Ich denke, das muss man.  Lounge: Nicht jeder 
hat einen so hohen Maßstab.  Colin: Ich weiß nicht. Das 
ist eben unsere Meinung.  Lounge: Was waren eigentlich die Fragen, 
die dir jeder auf dieser Promo-Tour gestellt hat?  Colin: Hauptsächlich 
haben sie mich gefragt, was ich seit 7 Jahren mache. Und das ist schwer zu beantworten, 
weil die Antwort sehr zynisch ist und nicht etwas, worüber man gerne spricht, 
aber man muss es.  Lounge: Und was waren die Fragen, die dir niemand 
gestellt hat? Gibt es etwas, was du wirklich loswerden möchtest und keiner 
fragt danach?  Colin: Mir fällt auf, dass keiner Fragen nach 
bestimmten Songs von mir stellt, was ich mit ihnen gemeint habe. Das ist irgendwie 
traurig.  Lounge: Ich muss zugeben, dass ich mehr auf die Musik höre 
als die Texte. Erst in letzter Zeit achte ich mehr darauf, aber ich denke "The 
World Is Full Of Angry Young Men" ist ein interessanter Text, den ich wirklich 
nachvollziehen kann.  Colin: Blimey...  Lounge: Ich 
denke, der Text trifft wirklich den Punkt, aber insgesamt bin ich in die Songtexte 
noch nicht tief eingedrungen.  Colin: Wo hast du diesen Song entdeckt? 
Auf der "Rag & Bone Buffet"-CD?  Lounge: Ich glaube, der 
Song war auf "The Loving", ...  Colin: Ja, die Rückseite 
von "The Loving".  Lounge: ... auf "Rag & Bone Buffet", 
und auf einer Kassette mit Demos und Studioouttakes aus der Zeit von "Mummer". 
Eine Menge von diesen Kassetten zirkulieren unter Fans, und da habe ich diesen 
Song gehört, ich denke, der Text ist sehr interessant.  Colin: 
Oh, danke. Das ist schön, wenn man das Gefühl hat verstanden zu werden.  |