GeeBeeDee (Boots-Vertrieb) Alles
fing an im September 1974 mit dem Schallplatten-Laden "Boots" (angeblich
benannt nach der legendären Berliner Sixties-Kapelle) in Hannover, den Manfred
"Typhus" Schütz zusammen mit Wolfgang Küster in der Vahrenwalder
Straße 115 eröffnete. Da sich in den Kellerladen kaum jemand verirrte
zog der Laden im Januar 1975 in die Eckerstraße an der Lister Meile um.
Der Laden war bekannt für gute Importware, dort kaufte ich meine ersten
Sex Pistols-Singles und so einiges mehr (aber auch "Can" und "Govi"
waren nicht schlecht, später kam noch "Phonac" hinzu). Mit verschiedenen
Partnern kamen über dien Jahre noch Läden in Göttingen (mit Achim
Flebbe, damals Apollo-Kino in Hannover, heute Cinemaxx), Hildesheim, Hameln (den
hat E.A.Wehmer von Rotzkotz lange geführt), Münster, und Braunschweig
hinzu. Im August 1976 eröffnete dann "Musicland" in der Nordmannpassage.
Einer der Boots-Mitarbeiter war Ulli Scheibner, Bassist bei Rotzkotz, eine der
ersten Punkbands Hannover (kein Wunder, die Jungs waren ja auch schon alle über
20, also aus meiner Sicht "alte Fürze", allerdings keine "langweiligen"
(BOFs), hehe), die in England über Kontakte zu den Pop Rivets (Wild Billy
Childish!) ihre erste LP "Much Funny" aufgenommen hatten. Für
die zweite Auflage lies Schütz seine Kontakte spielen und es entstand ein
Vertriebsnetz, aus dem dann der Boots-Vertrieb entstand, der dann unter anderen
auch No Fun Records und Schallmauer betreute, ebenso den legendären Swiss
Wave-Sampler. Im Rahmen dieses Vertriebs entstand dann auch das eigene Label
GeeBeeDee, deren erste Veröffentlichung die Singles der Powerpop-Band "The
Names" war, wo der ehemalige Schlagzeuger der Pop Rivets spielte (so schließen
sich die Kreise). Anfänglich tauchten noch einige hannoversche Bands bei
GeeBeeDee auf (Kuschelweich, Bizarre Leidenschaften), zumeist kamen die Bands
aber aus ganz Deutschland und eher aus der Grauzone zwischen ndW und Muckertum,
aber es gab auch einige Perlen, wie Birthday Party (genau, die mit Nick Cave)
und Geile Tiere. Der Erfolg des Boots-Vertriebs lockte auch andere Musiker an
wie z.B. Kraan mit Helmut Hattler. Plattenladen und Vertrieb zusammen waren aber
auch für einen Macher wie Manfred Schütz (könnte es sein, dass
"Lederhosentyp" von Hans-A-Plast über "Typhus" ist?)
ein bißchen viel Arbeit auf einmal, weshalb er zum Jahresende 1983 ausstieg
und den Vertrieb SPV gründete (man könnte auch sagen, er hat das bittere
Ende der ndW vorausgeahnt und noch schnell den Absprung geschafft). Seinem Geschäftpartner
Küster hinterlies er so große Schuhe, dass dieser nicht mehr hineinwachsen
konnte und Laden und Vertrieb und damit auch das Label GeeBeeDee 1984 in Konkurs
gingen. Einige der anderen Läden haben überlebt, insbesondere Musicland
erfreute noch bis zum Sommer 2001 die hannoverschen Musikfreunde, bevor auch
hier wegen der immer geringeren Gewinnspannen Küsters Ehefrau die Reisleine
zog. -> Interview mit Manfred Schütz
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