die No FunRecords Diskografie Teil 2

NF 101/7"/1980
The 39 Clocks/DNS/Twisted & Shouts
NF 102/7"/1980
Bärchen und die Milchbubis
Jung kaputt spart Altersheim//Superfrau/Blutrache/Sid klebt
NF 103/7"/1980
Cretins
Samen im Darm//Heimkind/Walter
  NF 104/7" (angekündigt aber nie erschienen)
Tiny Trash und die neue Welt
If life gets boring - risk it/?
NF 104/7"/1980
A 5 "Erst Ausgabe"
Reeperbahn/Spruch//Fleisch muß sein/Fließbandtraum
NF 105/7"/1981
der Moderne Man/Der Sandman/Baggersee

NF 106/7"/1981
Daily Terror
Knüppeldicke Intoleranz//Bundeswehr/Popperverklopper

NF 107/7"/1981
Mythen In Tüten
Lady Di//Sansibar/Nüsse
NF 108/7"/1981
A 5/Kalte Erotik/Längst Vorbei?
NF 109/7"/1981
Mythen In Tüten/Liebe im Funkhaus/Das erste Mal
NF 110/7"/1981
Hans-A-Plast/Sex Sex Sex/Lemminger Punks

NF 111/7"/1982
Blaupause "NaNa Reggae"/Mythen in Tüten "Mäzen"

85-757/12"/1985
Crazy Baby Doc "Blessed are who've got a poor Brain"
Do it Darling/Geisha//
Janine/Zomby Baby/Blessed are who've got a poor Brain
Erschienen auf "Staccato Musik (No Fun)", eine der späteren Proktionen des Studios und Musikverlags von Hans-a-plast
EFA 15045-26/CD/1988
Hans-A-Plast
Rock'n Roll Freitag/Monopoly/Lederhosentyp/Ich bin hungrig/Spielfilm/Sicherheit/Kurz und dreckig/Hau ab du stinkst/Sex Sex Sex/Mono-Ton/Für 'ne Frau/Reicher Vati/Dicke Kinder/Sacco di Roma/Machtspiel/ O, O, O/Tuaregs/Polizeiknüppel/Ich zünd mich an/Menschenfresser/Rank Xerox/Es brennt/Barfuß in Scherben/Loreley

No Fun 572 7402 2 AM/LP/1988
Bettina Schröder "Nachts"
Keine Angst mehr/Laß mich gehn/Tränen auf Eis/Schwarze Katzen/Mitten ins Herz//
Du sagst nie nein/Mädchen/Bye bye/Verrückt/Kleine Königin

  -weitere Veröffentlichungen?-
Bootleg-CD/2003?
Hans-A-Plast "Live in Hannover 7.3.1980 im Alten Rathaus"
Rock'n Roll Freitag/Man of stone/Für 'ne Frau/Ich zünd mich an/Monopoly/Ich bin hungrig/Polizeiknüppel/Reicher Vati/Starfighter/Lederhosentyp/Spielfilm/Rank Xerox/Amerikaner/Friday on my mind/Hau ab du stinkst/Police and thieves/Es brennt (live Hannover 1979)/Lemminger Punks (studio 1981)/Sex Sex Sex (studio 1981)
Keine Ahnung, wer hinter dieser CD steckt, und gehört habe ich sie auch noch nicht. Es könnte aber die gleiche Aufnahme sein, die schon seit einiger Zeit als MC zusammen mit Rotzkotz live kursiert. Oder es ist der Rough Mix vom Hans-A-Plast-Auftritt beim 2. No Fun-Festival im UJZ Glocksee, denn dort ist die Band am 7.3.1980 aufgetreten - und im "Alten Rathaus" in Hannover ist nie eine Punkband aufgetreten, weil es dort nie eine Bühne gab, die war 200 Meter weiter im "Leine Domizil". Scheint aber nicht der Rockpalast-Auftritt vom 2.7.1980 zu sein...

Am Nabel der Welt - Wo spielt die Musik?
Deutscher Pop kommt aus der Provinz: Eines Tages kam sogar Hannover ganz groß raus
Von Hollow Skai (Quelle: Der Tagesspiegel 21.09.2004)

Jeder Deutsche ist schon einmal durch Hannover gereist, „aber nur wenige haben“, wie der Philosoph Theodor Lessing in seinen Lebenserinnerungen feststellte, „zwischen den nüchternen Rübenfeldern ein langes Leben verbracht“. Karl Marx fand die Stadt „zum Bersten langweilig“, der Literaturwissenschaftler Hans Mayer beklagte die geistige Schwerfälligkeit der Hannoveraner, und als Jugendlicher war man in den Siebzigerjahren fest davon überzeugt, dass die Schallplatte der letzte bedeutende Gegenstand war, der in Hannover erfunden wurde. Und das war 1887.
Die Stadt hatte bereits einige namhafte Hard-Rock-Bands hervorgebracht. Die waren in Japan, England oder den USA beliebter als daheim. Aber sonst war es kein Standortvorteil, an der Leine aufzuwachsen. In Hannover gab es nicht mal eine Plattenfirma.
Doch dann trafen 1977 die ersten Singles von den Sex Pistols und den Ramones in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein. „Ohne Scorpions, Jane, Eloy in die 80er Jahre!“, lautete die Parole, und da ich zu doof war, um drei Akkorde auf der Gitarre zu spielen, gab ich ein Fanzine heraus und gründete mit Musikern der Band Hans-à-Plast ein Label. Wir nannten es nach einem Song des von uns verehrten Punk-Altmeisters Iggy Pop No Fun Records.
No Fun wurde schnell über Hannover hinaus bekannt. Dem Hamburger Musikkritiker Diedrich Diederichsen kamen wir zwar „mindestens so exotisch“ vor „wie sowjetische Algenfischer im Eismeer“, doch unsere Platten verkauften sich wie geschnitten Brot und unser Umsatz überschritt im zweiten Geschäftsjahr bereits die Millionen-Grenze. Die Frauen von Hans-à-Plast, unserem Zugpferd, zierten schon bald das Titelbild der legendären Musikzeitschrift „Sounds“. Die Gruppe Mythen in Tüten bahnte dem Neuen Deutschen Schlager mit Liebeserklärungen an Lady Di oder das Radio den Weg und parodierte erfolgreich die Charts-Stürmer DAF: „Tanz den Tortellini“. Bärchen und die Milchbubis („Jung kaputt spart Altersheime“) machten „Pogo mit menschlichem Antlitz“ und posierten in Tiger-Badehosen sogar für die „Bravo“. Und der Psycho-Beat der 39 Clocks spielte nicht nur in einem Kinofilm mit Barbara Rudnik eine Hauptrolle, das Duo erhielt dafür auch einen Preis der Velvet-Underground-Gedächtniskirche. Nur Rotzkotz, Hannovers erste Punkband, die bereits für „Tante EMI“ eine Single aufgenommen hatte, der verhassten Plattenindustrie dann aber doch eine Absage erteilte, wirkte schon bald etwas anachronistisch.
Unser Beispiel machte schnell Schule. Nicht nur in Hannover sprossen damals unabhängige Firmen wie Pilze aus dem Boden und legten den Grundstein für die heute noch existierende Independent-Szene. An Selbstbewusstsein mangelte es uns jedenfalls nicht. Unter dem Motto „Jubel '81“ gingen wir gleich mit sechs Gruppen auf Tournee. Der englische Kult-Discjockey John Peel stellte unsere Platten seinen Hörern ebenso vor wie ein gewisser Dr. Krautrock in Australien, und zum ersten Mal waren wir stolz auf unsere Stadt. Das „Paradies der Mittelstädte, des Mittelstandes, der Bemittelten und jeder Mittelmäßigkeit“ (Lessing) kam uns vor wie der Nabel der Welt. Nun waren wir ja selbst Mittelständler.
Ursprünglich hatte uns vorgeschwebt, dass jeder Musiker sein Geschäft selbst in die Hand nimmt und alles, vom ersten Ton im Aufnahmestudio über die Covergestaltung bis zum Abrechnen verkaufter Platten, kontrolliert. Schon bald mussten aber auch wir erkennen, dass Musiker keine Buchhalter sind, der Elan erlahmte und zu uneffizient gearbeitet wurde. Also kalkulierten wir unsere Platten künftig und kümmerten uns stellvertretend für die Künstler um Produktion, Promotion und Vertrieb. Kaum hatten wir No Fun vom Kopf auf die Füße gestellt, war der Markt mit neu gewellten Platten derart überschwemmt, dass das große Label-Sterben begann. Von einem Tag auf den anderen, vom 31. März auf den 1. April 1982, ging nichts mehr. In unserem Lager stapelte sich die Ware. Wir hatten nun zwar mehr Zeit, aber keinen Platz mehr, um zwischen den Kartons Tischtennis zu spielen.
Erst kam uns das alles wie ein grausamer April-Scherz vor, aber Punk war tot, auch wenn die Punks das nicht wahrhaben wollten und in Hannovers Innenstadt Jahr für Jahr ihre „Chaostage“ veranstalteten. Unsere Bands lösten sich eine nach der anderen auf, und als die Hans-à-Plast-Sängerin auf der ersten Tournee nach der Babypause ihrer Schlagzeugerin stolz verkündete, dass auch sie nun schwanger sei, war es Zeit, das Handtuch zu werfen. Die meisten Protagonisten kehrten der Stadt den Rücken und siedelten nach Hamburg und Berlin über. Oder wie es Theodor Lessing einst formuliert hatte: „Die Singvögel blieben einen Sommer lang, dann entflohn sie vor den herben Schlehen, wie denn eigentlich alle Geister von höherem Range nur vorübergehend im hannoverschen Lande gelebt haben und es wieder verließen, wenn anderswo sich die bessere Wirkungsmöglichkeit bot.“
Das war natürlich nicht das Ende. In die Fußstapfen von Rotzkotz und Hans-à-Plast traten Bands wie Fury In The Slaughterhouse oder Terry Hoax. Und die Scorpions gibt's ja auch immer noch. Aber wie bemerkte doch Harald Schmidt so treffend: Hannover „liegt zwar nicht am Arsch der Welt, aber man kann ihn von dort aus sehr gut sehen“.

Hollow Skai war Chefredakteur des hannoverschen Stadtmagazins „Schädelspalter“. Er lebt seit 15 Jahren als Journalist, Lektor und Schriftsteller in Hamburg. Zuletzt ist von ihm „In A Da Da Da Vida“ (Hannibal Verlag) erschienen.


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