Harald
Martin
"Paul McCartney" (Deutscher Taschenbuch Verlag, 2006)
Wenn es nach der Zahl der Biographien geht, dann bestanden die Beatles
zu 90% aus John Lennon, wohingegen George Harrison und Ringo Starr nie
Mitglied der Band waren. Obwohl alle immer von dem Traumteam Lennon/McCartney
sprechen wurde Paul McCartney lange Zeit biographisch nicht entsprechend
gewürdigt, so dass er schließlich selbst eine Biographie
von seinem Freund Miles schreiben lies. Das liegt vielleicht daran,
dass sich Paulchen nach 1970 eher den Ruf eines Leichgewichts und Schnulzenheinis
erworben hat - ob zu Rechts ist eine andere Frage. Harald Martin tritt
nun nicht wirklich zur Ehrenrettung McCartneys an, vielmehr psychologisiert
er kräftig und legt McCartneys Schattenseiten frei. Und besonders
höflich sind seine Formulierungen auch nicht immer. Aber Martin
geht systematisch vor und verzettelt sich nicht in einer langweiligen
Chronik. Biographien, die sich an einer Zeitlinie entlang hangeln, bringen
ja, wenn es nicht so richtig einschneidende Ereignisse im Leben des
Portraitierten gibt oder dessen Lebensstil sich nicht wirklich vom Durchschnitt
unterscheidet, kaum mehr als eine hübsche Anekdotensammlung zu
Stande. Also setzt Martin thematische Schwerpunkte wie die verschiedenen
Persönlichkeitsaspekte McCartneys (u.a. Drogen und Geiz), Weggefährten
und musikalischer Schlingerkurs. Heraus kommt eine wilde Mischung aus
Häme und Bewunderung, wie z.B. die häufig übersehene
Bedeutung von McCartney als Innovator der Rolle des Bassisten in der
Rockmusik. Dass McCartney immer einen starken musikalischen Widerpart
braucht, um das Beste aus sich herauszuholen, ahnte man schon. Dass
aber der Sunnyboy auch unter Leidensdruck richtig gut wird ist neu,
wird aber von Martin glaubhaft belegt. Und zur Ehrenrettung teilt er
uns mit, dass es nach den Beatles und ihren monumentalen Leistungen
eigentlich nur bergab gehen konnte (was genauso auch für John,
George und Ringo gilt) und sich McCartney dafür doch zeitweise
ganz ordentlich geschlagen habe. Gerade die 2005er CD "Chaos and
creation in the backyard" könne es mit "Band on the run"
und den Beatles-Platten aufnehmen. Und überhaupt, wie könne
jemand, der den Ruhm der Beatles durchlebt habe jemals wieder in die
Realität zurückfinden?
(2008-08-08)
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Alexander
Osang
"Tamara Danz. Legenden" (Aufbau Taschenbuch Verlag, 2002)
Was sind Legenden? Laut Wikipedia sind es "Erzählungen über
Begebenheiten, Leben und Tod von Personen, in erhöhender Weise".
"Eine verbreitete Behauptung, Erzählung, die nicht belegt werden
kann, oder grotesk übertrieben wirkt" ist meist eine "Urbane
Legende". Irgendwie passt dieser Titel zu dem Buch, weil der Autor
gar nicht vorgibt, Tamara Danz gut gekannt zu haben. Er beschreibt selbst
seine Distanz zum künstlerischen Schaffen von Silly, der populären
DDR-Rockband, deren Sängerin Danz war, und die eher geringen Kontakte.
Kurz vor ihrem Tod im Sommer 2006 hat er ein mehrteiliges Telefoninterviews
mit ihr geführt und später begonnen, mit Menschen aus ihrem
Umfeld Gespräche über die Sängerin zu führen. Es
ist also keine Biographie über Tamara Danz, sondern ein Buch darüber,
wie sich andere Menschen an sie erinnern. Und diese Erinnerungen verraten
vermutlich mehr über diese Menschen als über Tamara selbst.
Alexander Osang ist von Haus aus Journalist und er ist ein sehr guter
Beobachter, er beschreibt die Menschen und die Situationen, in denen
er sie antrifft mit großer Aufrichtigkeit. Deshalb gleitet das
Buch nie in die üblichen Schienen von Musikerbiografien ab. Es
ist viel angenehmer zu lesen als wenn irgendein Fan oder Musikkritiker
zur Feder gegriffen hätte. Und es tauchen Menschen darin auf, die
wohl sonst übersehen worden wären wie z.B. die Ärztinnen,
die Tamara an ihrem Lebensende begleitet haben. Dies sind sehr eindringliche
Passagen, die weniger über Tamara Danz als mehr über den Umgang
mit Krankheit und Tod im Allgemeinen aussagen. Markant ist auch das
Gespräch mit Gregor Gisy, der bei der Beerdigung von Tamara die
Rede gehalten hat. Osang beobachtet ihn und entdeckt, dass Gisy eigentlich
nicht zuhört, sondern nur auf Stichworte wartet, an die er anknüpfen
kann. Ob das der Charakter von Gisy ist oder ob dies seiner Tätigkeit
als Politiker geschuldet ist sei dahin gestellt. Auch der damalige Ministerpräsident
von Brandenburg, Manfred Stolpe, taucht auf, weil er zum Tod von Tamara
eine Presseerklärung abgegeben hat, etwas, das bei Toten aus dem
Kulturbereich ja eher selten ist - und das Gespräch mit ihm zeigt,
wie der Politikbetrieb wirklich läuft, wie Politiker oft nur Sprachrohre
der Notizen ihrer Referenten sind und deren Fassade zusammenfällt,
wenn man dagegen klopft, die aber trotzdem unter dem Zwang leiden, ständig
eine Fassade der allseitigen Kompetenz und Volkstümlichkeit aufrecht
erhalten zu müssen. Auch die Gespräche mit dem Showmaster
Wolfgang "Lippi" Lippert und dem ehemaligen AMIGA-Chefredakteur René
Büttner sind solche Kunststücke der Beobachtung, die mehr
über den Gesprächspartner als über Tamara erzählen.
Die meisten Gespräche fanden aber mit Mitgliedern von Silly und
engsten Freunden statt und zeigen, dass Tamara hinter der öffentlichen
kühlen Fassade eine sehr facettenreiche Persönlichkeit war.
Wie gesagt, ein wunderbares Buch zum lesen, auch wenn man mit der Musik
von Silly nicht so viel anzufangen weiß.
(2008-07-17)
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Anne
Hahn/Frank Willmann
"Satan. Kannst du mir noch mal verzeihen. Otze Ehrlich, Schleimheim
und der ganze Rest" (Ventil Verlag, 2008)
Dieter Otze Ehrlich war Sänger, Schlagzeuger, Gitarrist,
Texter und Komponist der DDR-Punk-Band Schleim-Keim, eigentlich war
er Schleim-Keim. Und Schleim-Keim war die erste DDR-Punkband mit einer
Schallplattenveröffentlichung, nämlich 7 Songs auf der DDR
von unten-LP auf dem Westberliner Label Aggressive Rockproduktionen,
erschienen 1983 unter dem Pseudonym Saukerle (die andere Hälfte
der LP wurde von Zwitschermaschine bestritten, deren Mitglied der IM
Sascha Anderson war, was erklärt, warum diese Band im Gegensatz
zu Schleim-Keim nach Veröffentlichung der LP im Westen keine (bekannt
gewordenen) Probleme mit der Stasi bekam). 1999 erschlug Otze seinen
Vater und kam in die Psychiatrie, wo er 2005 im Alter von 42 Jahren
starb. Also eine interessante Figur, über die es sich zu schreiben
lohnt. Das Grundproblem des Buches ist allerdings daran haben
die Autoren aber keine Schuld - die fehlende Mitarbeit der Angehörigen
Otzes (wieder ein Argument für die indische Tradition der Witwenverbrennung?).
So erfährt man wenig über seinen familiären Hintergrund,
über das Verhältnis zum Vater (hat er versucht Otze um sein
Erbe zu bringen?), über den wirtschaftlichen Status der Familie
in der DDR (eigner Bauernhof, der nicht Teil einer LPG war?), über
die Lebenswege der Geschwister und das Verhältnis untereinander
(mal haben die Verwandten ihn unterstützt, mal gab es Streit?).
Das macht es schwierig, die Geschichten, die andere über Otze erzählen,
zu einem schlüssigen Gesamtbild zu verdichten, eine Erklärung
für seine Verhaltensweisen wie Arbeitsverweigerung, Drogenkonsum,
ständiger Wechsel zwischen Exzess und Rückkehr zur Familie
zu finden. Deswegen haben die Autoren auch gar nicht erst versucht,
einen durchgehenden Text zu verfassen, sondern Originaltöne verschiedener
Zeitzeugen wie Bandmitglieder, Kirchleute die Kirchen in der
DDR war der einzige Freiraum, wo Punkbands ohne staatliche Spielgenehmigung
überhaupt auftreten konnten und andere Punks aus Magdeburg,
Gotha und Erfurt. Zeitzeugen aus anderen gesellschaftlichen Gruppen
wie auch den IMs Sascha Anderson und Imad fehlen dagegen ganz, obwohl
Otze oft Kontakt mit staatlichen Organen hatte und die Punkszene mit
Spitzeln durchsetzt war. Die Leute aus der Psychiatrie hatten vermutlich
keine Aussagegenehmigung, aber es gibt ja noch Protokolle von seinen
Gesprächen mit der Stasi nebst Geldempfangsbescheinigung. Leider
bleibt bei dieser Textform die Chronologie auf der Strecke, so dass
eine Zeittafel hilfreich gewesen wäre insbesondere die wiederholten
Aufenthalte im Knast und Psychiatrie gehen da etwas unter. Auch die
Diskografie ist ein bisschen dünn ausgefallen, kaum Angaben zu
den Plattenfirmen und den Songs der einzelnen Platten. So ergibt sich
die Geschichte eines Menschen, der trotz fehlender Ausbildung ein großes
musikalisches, textliches und handwerkliches Talent besaß
selbst gebastelte Aufnahmegeräte! handgemachter Techno!
aber dessen unsteter Lebenswandel und Hang zu Exzessen ihn letztendlich
zu Grunde richtete. Und man könnte auch sagen, er war ein Opfer
der Wende, jemand der mit den plötzlichen Freiheiten des Westens
nicht klar kam, der sich an den engen spießigen Mauern der DDR
rieb - sich aber auch nicht zu schade war, mit der Staatssicherheit
zu reden -, doch nach dem Verschwinden der Mauer deren Halt vermisste.
Nicht umsonst heißt es an einer Stelle, dass Otze musikalisch
in der 80er Jahren am produktivsten war, als sich seine Energien noch
durch die Enge der DDR kanalisieren ließen.
(2008-03-25)
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Peter
Kemper/Thomas Landhoff/Ulrich Sonnenschein (Hrsg.)
"Alles so schön bunt hier. Die Geschichte der Popkultur von
den Fünfzigern bis heute" (Reclam Leipzig, 2002)
Eigentlich ein hübscher Reader, der sich mit Popkultur von RocknRoll
bis DrumnBass beschäftigt. Einige der Autoren dürften
(von der SPEX her) bekannt sein wie Martin Büsser, Tom Holert,
Gerald Hündgen, Lars Brinkmann, Klaus Walter oder Kerstin Grether.
Der Stil wechselt dann auch immer wieder. Das Problem taucht erst auf,
wenn man auf Kapitel zu Epochen stößt, in denen man sich
selbst etwas auskennt. Nun ist es immer gut, wenn mal jemand den Stachel
löckt und Gift verspritzt, um traditionelle Positionen in Frage
zu stellen (ob das allerdings auch Intention der Herausgeber war wage
ich zu bezweifeln), aber was sich hier im Kapitel über Punk findet
ist leider nur eine Aneinanderreihung von Klischees und Missverständnissen.
Der Beitrag über die neue deutsche Welle ist nicht viel besser
und begeht zudem den Kardinalfehler, die Ereignisse von 1979 und 1982
durcheinander zu mischen, so dass jeglicher Blick auf Entwicklungen
und wechselseitige Einflüsse verloren geht. 1979 gab es noch keine
ndW, damals lief alles unter Punk, wie schräg es auch immer war,
Zudem werden wieder mal die gesellschaftlichen Hintergründe (Deutscher
Herbst, Nachrüstung) ausgespart. Das alles wirft auch ein schiefes
Licht auf den Rest des Buches, man verliert das Vertrauen, dass die
anderen Beiträge fundierter über ihre Themen berichten. Schade,
sehr schade.
(2008-03-24)
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Ian
Halperin/Max Wallace
"Mordfall Kurt Cobain. Was bisher verschwiegen wurde" (Ullstein,
2004)
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle den Inhalt des Buches zu einer
Art Chronologie des Lebens und des Todes von Kurt Cobain zusammenfallen,
aber nach dem zweiten Kapitel verlor ich den Überblick zu
viele Details wie z.B. die zeitweilige Mitgliedschaft Kurts in einer
christlichen Freikirche zusammen mit Krist. Die Autoren verfolgen alle
Spuren von Kurts Leben und bewerten sie danach, was für und was
gegen Selbstmord sprechen könnte, sie reden mit vielen Zeugen,
die irgendwas gehört oder gesehen haben und irgendwelche Theorien
von sich geben wie Courtney Loves Vater. Höhepunkt ist das Treffen
mit Allen Wrench, der sich auf seiner Webseite mit einem Foto mit Schrotflinte
vom April 1994 präsentiert, aber bestreitet, irgendwas mit dem
Tod von Kurt oder auch Eldon Hoke der Mann, der angeblich von
Courtney angerufen wurde, um Kurt zu erschießen, der 1996 von
einem Zug überrollt wurde, kurz nachdem er mit Wrench gebechert
hatte zu tun zu haben. Es ist so offensichtlich, dass dieser
Mann die Gerüchte um Kurts und Hokes Tod nur zur Selbstdarstellung
und Verkauf seiner eigenen Musik benutzt, dass es nicht lohnt weiter
darauf einzugehen. Aber wie sympathisch oder unsympathisch hier jemand
wirkt und Courtney Love kommt hier gar nicht gut weg Halparin
und Wallace begehen den gleichen Fehler wie alle kriminalistischen Laien:
sie stellen Fragen und erwecken Zweifel (Nach Angabe der Polizei gab
es auf dem Gewehr, aus dem die Kugeln in Kurts Kopf stammen, keine auswertbaren
Fingerabdrücke. Laut Tom Grant wurde das Gewehr aber erst 4 Wochen
nach Kurts Tod auf Fingerabdrücke untersucht. Spuren könnten
also in der Zwischenzeit durch unsachgemäße Aufbewahrung
zerstört worden sein. Es lässt sich daher nicht beweisen,
wer das Gewehr abgedrückt hat. Es könnte Kurt gewesen sein,
aber auch jemand anderes. Der Coroner (Leichenbeschauer) Nikolas Hartshorne,
der den Tod von Kurt untersucht hat, war ein alter Bekannter Courtneys
aus der Musik-Szene Seattles war, er könnte aus Freundschaft etwas
vertuscht haben, aber hat er es wirklich? Richtig ist, dass einer der
ermittelnden Beamten, Sgt. Cameron, 1999 wegen Vortäuschen einer
Straftat entlassen wurde, aber ist das ein Beweis dafür, dass er
auch bei den Ermittlungen zum Tod von Kurt geschummelt hat? Sein Kollege
Detective Antonio Terry wurde 1994 im Dienst erschossen und Courtney
hat der Witwe Geld gegeben, aber das kann genauso bedeuten, dass Courtney
doch (manchmal) ein gutes Herz hat.) - aber sie liefern keine in sich
schlüssige Alternative zu der offiziellen Darstellung. Man mag
zu Recht der Polizei von Seattle allerhand Versäumnisse
bei den Ermittlungen vorwerfen, aber auch dass ersetzt eine eigene alternative
Theorie nicht. Und die muss sich dann genau den gleichen harten Fragen
stellen wie die offizielle Version:
1) Wie ist der Mörder ins Haus gekommen? Und wie wieder hinaus?
2) Woher wusste der Mörder überhaupt, dass Kurt im Haus war?
3) Wie kam der Mörder in den Besitz der Schrotflinte, die Dylan
Carlson für Kurt vor dessen Abflug nach Los Angeles gekauft und
die Kurt im Haus versteckt hatte?
4) Wie konnte der Mörder Kurt eine Schrotflinte in den Mund stecken
ohne dass dieser sich wehrte?!
5) Wozu noch die tödliche Überdosis Heroin im Blut von Kurt,
wenn Kurt schon tot war?
6) Oder anders herum: warum noch Kurt in den Kopf schießen, wenn
er schon eine tödliche Überdosis Heroin im Blut hatte?
7) Wie konnte der Mörder Kurt eine tödliche Überdosis
Heroin verpassen ohne dass dieser sich wehrte?
8) Oder wie konnte der Mörder vorher Kurt mit einem mit Rohypnol
oder einer anderen Droge versetzten Rootbeer betäuben?
9) Wie kam der Mörder in den Besitz der Abschiedsbriefs und wann
verfälschte er ihn?
Keiner hat bisher diese Fragen beantwortet und deshalb halte ich alle
Mordtheorien in Bezug auf Kurt Cobain FÜR EINEN GROßEN HAUFEN
SCHEIßE! Das liegt auch daran, dass alle sich auf Courtney Love
als das böse Biest stürzen ohne andere Täter ins Auge
zu fassen: denn sicher mag ein drohendes Scheidungsverfahren und damit
finanzielle Motive Grund für einen Mord sein - aber Kurts Mitmusiker
Krist Novoselic und Dave Grohl, sowie das Nirvana-Management hätten
genauso gute Mord-Motive, denn mit Kurts Weigerung, an der Loolapalooza-Tour
1994 teilzunehmen, hatten sie ebenso enorme Einkommensverluste
ganz zu schweigen von den Streitigkeiten im Jahr zuvor, als Kurt das
alleinige Urheberrecht an allen Songs von Nevermind forderte,
wo bisher zumindest die Musik der ganzen Band zugeschrieben wurde (einfach
mal die verschiedenen Autorenangaben zu den Songs auf den verschiedenen
Nirvana-Veröffentlichungen vergleichen) - und schließlich
ist seit dem Tod von Elvis Presley, wie auch von John Lennon, bekannt,
dass ein toter Rockstar eine lukrative Einnahmequelle ist - was sich
ja auch nach dem Tod von Kurt gezeigt hat.
Genug gelabert, hier ist also meine alternative Theorie zum Tod von
Kurt:
Wichtigstes Indiz für einen angeblichen Mord ist die hohe Morphine-Dosis
von 1,52 Milligramm im Blut von Cobain, was der dreifachen tödlichen
Dosis entspricht. Es erscheint logisch, dass sich jemand mit einer solchen
Heroin-Überdosis nicht noch einen Kopfschuss versetzen kann, er
fällt nämlich schon vorher tot um. Soweit ich weiß ist
dieses Detail von der hohen Morphine-Konzentration im Blut von Cobain
nie offiziell bestätigt worden. Aber gehen wir davon aus, dass
es stimmt. Cobain hat sich also eine Überdosis gesetzt und ist
tot. Er hätte sich gar nicht mehr in den Kopf schießen können.
Der Schuss muß von jemand anderen auf die Leiche abgefeuert worden
sein, aber einen Toten kann man nicht noch mal ermorden. Also war es
kein Mord.
Die Reihenfolge von Schuß und Überdosis kann auch nicht umgekehrt
gewesen sein. Mit dem tödlichen Schuß hören alle Stoffwechselprozesse
im Körper auf - so hören ja auch Haare mit dem Tod auf zu
wachsen, der gegenteilige Ausdruck entsteht nur dadurch, dass die Haut
austrocknet und einfällt und daher die vorhandenen Haare stärker
hervortreten - nachträglich gespritztes Heroin kann nicht mehr
zu Morphine umgewandelt werden, die festgestellte Überdosis im
Blut wäre nie entstanden. Also war nur das Heroin tödlich,
der Schuß dagegen überflüssig.
Daraus ergeben sich zwei Fragen:
Erstens: wie kam es zu der Überdosis Heroin?
Zweitens: wer schoss Kurts Leiche in den Kopf?
Die Antwort auf die erste Frage ist relativ einfach: Kurt hat sie sich
selbst gesetzt, entweder absichtlich oder versehentlich. Man könnte
auch vermuten, dass Kurt die Überdosis von jemand anderem gesetzt
wurde, aber wer lässt sich schon freiwillig eine Überdosis
Heroin setzen? Junkies setzen sich allgemein die Nadel selbst. Einzig
die Möglichkeit, dass Kurt vorher betäubt wurde und ihm dann
die Spritze gesetzt wurde ist denkbar. Im Zimmer über der Garage
wurde auch eine offene Dose Rootbeer gefunden, deren Inhalt nie untersucht
wurde. Jemand könnte die Droge Rohypnol Rohypnol war ja
auch bei dem Zwischenfall in Rom im Spiel, wäre also für Courtney
verfügbar gewesen, aber Courtney war die ganze Zeit in Los Angeles
- in das Getränk getan haben, um so Kurt zu betäuben. Aber
einem bewusstlosen Kurt hätte man auch sofort in den Kopf schießen
können, davor noch eine Überdosis Heroin zu spritzen macht
keinen Sinn. Anderseits war ja das Heroin selbst schon tödlich,
ein nachfolgender Kopfschuss also überflüssig. Das spricht
dafür, dass Kurt nicht betäubt wurde und er sich die Überdosis
bewusst oder unabsichtlich selbst setzte.
Zur Antwort auf die zweite Frage: jemand hat die Leiche von Kurt entdeckt,
vermutlich der Babysitter Michael Cali DeWitt. Er rief Courtney
an und die beschloss, dass der Tod durch eine Überdosis für
die Öffentlichkeit nicht so interessant ist, ein Selbstmord mehr
Publicity erzeugt. Deshalb hat sie DeWitt beauftragt, den Selbstmord
durch Kopfschuss zu inszenieren. Ob DeWitt geschossen hat oder vielleicht
auch Dylan Carlson, der ja das Gewehr für Kurt gekauft hatte, weiß
ich nicht, ist aber auch egal. Genauso egal ist es daher auch, dass
die aus dem Gewehr ausgeworfene Patrone auf der falschen Seite der Leiche
gefunden wurde, weil ja Kurt schon tot war und in jedem Fall jemand
anderes geschossen hat. Den Abschiedsbrief könnte Courtney möglicherweise
selbst gefälscht haben indem sie einen gefundenen Text von Kurt
durch die letzten Zeilen "Frances and Courtney, I'll be at your
altar. Pleas keep going Courtney, for Frances. For her life, which will
be so much happier without me. I LOVE YOU, I LOVE YOU!" ergänzt
hat. Ein Blatt, wo jemand versucht hat die Schrift von Kurt nachzumachen
ist ja bei ihr gesehen worden. Wahrscheinlicher ist aber, dass jemand
anderes die Fälschung vorgenommen hat, denn Courtney war ja in
Los Angeles und so lange lag die Leiche von Kurt ja auch noch nicht
im Raum über das Garage als dass Zeit gewesen wäre, ein solches
Schriftstück unbemerkt von Seattle nach Los Angeles und wieder
zurück zu transportieren. Es könnte daher auch DeWitt gewesen
sein, schließlich ist seine Schrift nicht allzu weit von der Schrift
der letzten Zeilen des Abschiedsbriefs entfernt. Sollte sich Kurt die
Überdosis allerdings absichtlich gesetzt haben könnte der
Brief tatsächlich ein Abschiedsbrief sein, der dann nur von Courtney
durch die Ergänzung dramatisiert wurde. Es ist bekannt, dass Kurt
oft Entwürfe seiner Briefe geschrieben hat, es könnte also
sein, dass ein solcher Entwurf eines Abschiedsbriefes aus dem Showgeschäft
durch den letzten Satz zu einem angeblichen Abschiedsbrief aus dem Leben
verfälscht wurde. Aber genauso gut könnte der Brief im Ganzen
echt sein, was ja die Polizeiexperten sagen - laut Tom Grants Gutachter
bestehen Zweifel - , und der Brief ist eben nur zu einem späteren
Zeitpunkt in anderer Gemütsverfassung von Kurt beendet worden.
Der Detektiv Tom Grant wurde vermutlich von Courtney aus echtem Interesse
an Kurt engagiert, aber als sie erfuhr, dass Kurt tot sei, sagte sie
es ihm nicht und versuchte ihn durch Anweisung vom Haus in Seattle fern
zu halten, um von ihren Vorbereitungen für die Inszenierung des
Selbstmordes abzulenken. Und der Coroner Nikolas Hartshorne hat ihr
aus alter Verbundenheit nachher geholfen, den Tod durch Überdosis
zu vertuschen. Die Polizei in Seattle war einfach nur faul und hat den
inszenierten Selbstmord als solchen akzeptiert, weil das die Arbeit
vereinfachte und Kurt ja auch eigentlich nur ein nichtsnutziger Junkie
war und die sind besser tot als lebendig.
Ergebnis: Der Selbstmord durch Kopfschuss war eine von Courtney
Love veranlasste Inszenierung mit dem bereits toten Kurt Cobain. Es
gab nie den Auftrag von Courtney oder jemand anderem, Kurt ermorden
zu lassen.
(2008-03-23)
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