...gelesen...
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Manfred
Evert
"Bob Marley" (Pro Verlag Alida Prost, Herrsching, 1981)
Rainer Epp/Klaus Frederking (Hrsg.)
"Dub Version. Über Jamaikas Wirklichkeit" (Rotbuch Verlag
Berlin, 1982)
Wenn man den Umschlag von "Bob Marley" betrachtet
versteht man vielleicht, warum dieses Taschenbuch jahrelang ungelesen
bei mir im Regal stand. Insbesondere das fette "Starporträt"-Logo
lässt Schlimmes vermuten. Doch das ist ein Irrtum: Evert beschränkt
sich bei weitem nicht auf eine reine Biografie und spart auch nicht
mit kritischen Worten. Klassisch lässt er das Buch mit einem wichtigen
Datum in Marleys Leben beginnen, seiner Rückkehr im April 1978
aus dem amerikanischen Exil nach Jamaika, um dort die (vorübergehenden)
Versöhnung der politischen Feinde und mächtigsten Politiker
der Insel, Regierungschef Edward Seaga und Oppositionsführer Michael
Manley, zu besiegeln. Danach rollte Evert die Geschichte Jamaikas auf
von der Entdeckung durch die Spanier bis heute, berichtet über
ständige Sklavenaufstände und die Geschichte der Rasta-Bewegung,
die frühen erfolglosen Versuche Marleys, zusammen mit Peter Tosh
und Bunny Livingston im Musikgeschäft Fuß zu fassen bis hin
zum Aufstieg als Superstar der dritten Welt. Dabei
bleiben die zweifelhaften Methoden des Musikgeschäfts der 70er
Jahre, die musikalischen Konkurrenten und Marleys kreative Durststrecken
nicht unerwähnt. Erschienen ist das Buch im Todesjahr Marleys 1981,
aber offenbar war das Manuskript schon vorher abgeschlossen, denn weder
Marleys Krebskrankheit noch sein Tod finden Erwähnung. Trotzdem
insgesamt kein schlechtes Buch.
Fast ganz ohne Bob Marley kommt dagegen "Dub Version" aus.
Der von Rainer Epp und Klaus Frederking zusammengestellte Reader über
Marleys Heimat beschreibt eindringlich die historische, kulturelle,
wirtschaftliche und politische Entwicklung der Insel und gibt zudem
eine sehr interessante Einführung in die Weltanschauungen der Rastafaris.
Zum Schluss gibt es noch einen bösen Rundumschlag zum Verhältnis
von Rastafari und deutscher Alternativ-Kultur. Leider ist auch dieses
Buch schon 25 Jahre alt und seitdem ist viel in Jamaika und im Reggae
passiert, aber den Hintergrund zum Marleys Leben, dass ja auch vor über
25 Jahren endete, beschreibt es perfekt.
(2007-06-28)
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Julian
Palacios
"Lost in the woods. Syd Barrett and The Pink Floyd" (Boxtree
London, 1998)
Es ist immer wieder erstaunlich, wie Biografien über
Künstler dicker sein können als ihr Gesamtwerk auf Schallplatte.
Roger "Syd" Barrett hat 1 LP mit Pink Floyd und 2 Solo-LPs
veröffentlicht, aber Julian Palacios hat einen 344-Seiten-Wälzer
zusammengebracht, während Patrick Humphries über Nick Drake
(3 LPs zu Lebzeiten) "nur" 280 Seiten schaffte. Allerdings
gibt es über Barrett wesentlich mehr Material, standen doch Pink
Floyd im Zentrum von Swinging London, während Drake zeitlebens
kaum in der Öffentlichkeit auftrat und erst nach seinem Tod zum
Geheimtip und jetzt zur Kultfigur wurde (ätsch, ich bin der
echtere Fan als ihr, die ihr jetzt von Drake schwärmt, ich habe
seine Platten schon in den 80er Jahren in Second-Hand-Läden aufgestöbert,
lange vor der VW-Werbung und dem Namedropping durch Peter Buck und Co.).
Doch das Schicksal von Barrett ist dem von Drake nicht unähnlich.
Als Pink Floyd in den 70er Jahren zu den Super-Rock-Stars wurden, als
die sie heute jeder erinnert, war Barrett schon lange von der Bildfläche
verschwunden, also auch quasi tot. Im Januar 1968 trat er das letzte
Mal mit Pink Floyd auf, nahm später 2 Solo-LPs (mit Hilfe seines
Pink Floyd-Nachfolgers Dave Gilmour) auf und erschien nur wenige Male
auf Bühnen, bevor er 1972 ganz aus dem Musikgeschäft verschwand
und 1975 endgültig zu seiner Mutter nach Cambridge zog, teilweise
mit Aufenthalten in der Psychiatrie. Auch Barrett wurde zum Kultstar,
ein Opfer für Musiksnobs (wie mich?), die sich gegenseitig
mit Wissen über obskure Platten zu übertreffen versuchen.
Die Television Personalities schrieben sogar den Song "I know where
Syd Barrett lives" (später auch als "I know where Paul
Weller lives" gespielt) und gelegentlich tauchten Paparazzi-Fotos
auf, die einen älteren Mann beim wegbringen seines Hausmülls
zeigten. Barrett ist vor wenigen Wochen gestorben und gilt als klassisches
Drogenopfer, in diesem Falle von zuviel Acid/LSD - tatsächlich
dürften psychische Probleme, sowie gnadenlose Tourneeplanungen
und Erfolgsdruck von Seiten seiner Plattenfirma einen erheblichen Anteil
an seinen Zusammenbruch haben. All dies versperrt aber den Blick auf
die eigentliche Bedeutung von Barrett, nämlich seine musikalischen
Innovationen, seinen kreativen Umgang mit seinen eher beschränkten
Fähigkeiten an der Gitarre. Dazu taucht Palacios tief in das musikalische
Geschehen im Swinging London 1966/1967 ein und zeigt, wie sich damals
alle gegenseitig beeinflussten. Nebenbei fallen schöne Vergleiche
ab wie dass die Ankunft von Jimi Hendrix auf Heathrow Airport am 29.91966
möglicherweise die bedeutendste Landung in England seit Rudolf
Hess' "Friedensflug" 1941 gewesen sei. Welchen profunden Einfluss
Hendrix auf die Musikszene hatte ist gut dokumentiert. Pete Townshend
hat mal in einem Fernsehinterview erzählt, wie Eric Clapton während
dieser Zeit die Nähe zu ihm gesucht hätte, weil der Konkurrenzdruck
durch Hendrix so groß war. Als Hendrix nach Amerika ging, gingen
auch Clapton und Townshend wieder eigene Wege. Aber Clapton und Townshend
sahen sich auch Syd Barrett und Pink Floyd im UFO-Club gemeinsam an
und Palacios hört aus "Third stone from the sun" von
Jimi Hendrix Einflüsse von Syd Barretts-Gitarrentechnik heraus,
die er u.a. auf Keith Rowe von der avantgardistischen Improvisationsgruppe
AMM zurückführt wie z.B. das Verstimmen einzelner Gitarrensaiten
während des Spielens. Im Prinzip sei Barrett der erste Postrocker
gewesen, der statt Melodien reinen Klang mit der Gitarre mit Hilfe des
virtuosen Einsatzes seines Binson-Echogeräts erzeugt hätte.(Barretts
Solo-LPs sind dagegen eine ganz andere Geschichte, ähnlich wie
"Oar" von Skip Spence (noch ein Drogen-/Psycho-Opfer) zeigen
sie einen Musiker, der seine Ideen nicht mehr richtig formulieren kann,
die Stimme bricht, das Tempo schwankt, die Akkorde konfus, es tut teilweise
weh sich das anzuhören, wird aber mit Hilfe von Palacios detaillierten
Session-Beschreibungen verständlicher.) Palacios ist ein Buch gelungen,
mit dem sich die Platten von und mit Syd Barrett ganz neu anhören
lassen. Try it!
(2006-08-07)
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Steven
D. Levitt/Stephen J. Dubner
"Freakonomics. Überraschende Antworten auf alltägliche
Lebensfragen" (Riemann, 2006)
"Warum wohnen Drogenhändler bei ihren
Müttern? Führt mehr Polizei zu weniger Kriminalität?
Sind Swimmingpools gefährlicher als Revolver? Macht gute Erziehung
glücklich?" Die Fragen auf dem Umschlag zeigen schon an,
um was es in diesem Buch geht: der Ökonom (offenbar ist im amerikanischen
Wissenschaftsbetrieb Statistik ein Teilgebiet der Ökonomie) Steven
Levitt - Stephen Dubner ist quasi sein Ghostwriter - nimmt Alltagsweisheiten
unter die Lupe und überprüft sie auf ihren Wahrheitsgehalt.
Es gibt kein übergreifendes Thema bei Levitt, wohl aber eine alles
verbindende Methode. Dabei enthält das Buch nicht nur wissenschaftliche
Erkenntnisse vom Levitt, sondern auch interessante Geschichten, die
die Forschungsergebnisse Levitts auch aus anderer Perspektive beleuchten.
Dazu gehört z.B. der Kampf von Stetson Kennedy gegen den Klu-Klux-Klan
und wie eine Kindersendung im Radio zum Niedergang des Klans beitrug,
die merkwürdigen Tode zweier japanischen Sumo-Ringer, die über
Betrügereien in ihrem den Japanern heiligen Sport auspacken wollten,
und wie sich aus der Wettkampfstatistik der Wahrheitsgehalt ihrer Behauptungen
belegen lässt, sowie die Erlebnisse des Soziologen Sudhir Venkatesh
mit einer Crack-Gang in Chicago und wie die Aufzeichnungen eines später
ermordeten Gang-Mitglieds Einblicke in deren finanzielle Strukturen,
die große Ähnlichkeiten mit Franchise-Unternehmen offenbarten,
ermöglichten. Nach einem kurzen Exkurs über die Geschichten
des Crack in den USA kommt das Buch zu einem der Schwerpunkte: Warum
das Recht auf Abtreibung mehr Einfluss auf die Kriminalstatistik hat
als Waffengesetze (weil Kriminelle Waffen selten legal erwerben, wer
hätte das gedacht) - und wie Nicolae Ceausescu mit dem Verbot der
Abtreibung in Rumänien 1966 den Grundstein für seinen Untergang
legte: unerwünschte Kinder haben statistisch ein überdurchschnittliches
Risiko, kriminell zu werden, in Rumänien führte das Abtreibungsverbot
zum überproportionalen Wachstum der Jugend und zu ihrer Verelendung,
und so wurde sie zu einer wesentlichen Antriebsfeder des Umsturzes von
1989. Hieran schließt sich der zweite große Schwerpunkt
von Levitt an: Aussagen zur Erziehung von Kindern. Das fängt an
bei der Statistik, die besagt dass Swimmingpools für Kinder in
den USA gefährlicher sind als Schusswaffen (durchschnittlich 550
zu 175 toten Kindern pro Jahr), und endet nicht bei der Überprüfung
der These der Autorin Judith Rich Harris, dass Eltern gar nicht so wichtig
für die Erziehung seien wie immer behauptet, dagegen die Altergenossen
der Kinder sehr viel mehr als bisher angenommen auf deren Entwicklung
Einfluss haben. Anhand umfangreicher Daten aus einer amerikanischen
Studie aus den 90er Jahren kommt Levitt zu dem Schluß, dass für
den späteren Erfolg eines Kindes auch weniger wichtig ist, was
Eltern tun (die Mutter arbeitet nicht, das Kind wird geschlagen, ihm
wird viel vorgelesen, es wird ins Museum geschleppt, oder die Eltern
ziehen in eine bessere Gegend), sondern was sie sind (Bildung der Eltern,
sozialer und ökonomischer Status, Alter der Mutter bei der Geburt,
Zahl der Bücher im Haushalt). Beispielhaft belegt Levitt sich dies
bei adoptierten Kindern, deren Erfolg im Leben zwar durchschnittlich
höher liegt als von ihrer Herkunft zu erwarten gewesen wäre,
aber ihre Schulleistungen entsprechen nie dem, was nach dem Status ihrer
Adoptiveltern zu erwarten gewesen wäre. Levitt zeigt, dass es sich
lohnt, Alltagswahrheiten (mensch könnte auch boshaft sagen: Vorurteile)
zu hinterfragen und dabei überraschende Einsichten zu erzielen,
aber im gleichen Atemzug weist er darauf hin, dass statistische Entsprechungen
immer einer sorgfältigen Interpretation bedürfen. So ist ein
hoher Geldeinsatz von Politikern im amerikanischen Wahlkampf kein Erfolgsrezept,
aber ein sympathischer Politiker hat eine bessere Chance Spenden zu
kassieren und kann daher auch mehr Geld einsetzen.
(2006-05-24)
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Christian
v. Ditfurth
"Der 21. Juli" (Knaur, 2003)
So wie in seinen vorherigen Roman "Die Mauer steht
am Rhein. Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus" präsentiert
v. Ditfurth wieder eine geschichtliche Fiktion. Der Titel "Der
21. Juli" verweist schon auf den historischen Wendepunkt, um den
sich alles dreht, nämlich das Attentat auf Hitler vom 20.Juli 1944.
Welchen Verlauf hätte die Geschichte genommen, wäre Hitler
dabei tatsächlich ums Leben gekommen? Ditfurth phantasiert nicht,
er kennt die damaligen historischen Entscheidungsträger und ihre
Motive und hat sich fachliche Ratgeber dazugeholt. So verwundert es
nicht, wenn hier plötzlich Namen wie Ludwig Erhard und Franz Josef
Strauß auftauchen. Der Umschlag des Taschenbuchs verrät schon
wesentliche Teile der Handlung, dass nach Hitlers Tod, der als Opfer
eines englischen Bombenangriffs getarnt wird, die Widerständler
in eine Koalitionsregierung mit der SS gezwungen werden. Der Krieg wird
fortgesetzt und es gelingt Heisenberg und Co. eine Atombombe zu bauen,
die über Minsk abgeworfen wird. Es entsteht ein labiles Gleichgewicht
dreier Weltmächte, dass durch Himmlers Plan, erneut einen Pakt
mit Russland zu schließen, gestört wird. Darauf schicken
die Amerikaner einen Attentäter nach Deutschland, um Himmler ermorden
zu lassen. Es gibt gegen Ende einige Stellen im Buch, wo die Handlung
etwas konstruiert wirkt, um zum gewünschten Ziel zu kommen, doch
im Kern kann mensch sagen: Ja, so hätte es auch kommen können.
Inzwischen hat von Ditfurth noch zwei weitere Bücher in dieser
Art vorgelegt: in "Der Consul" geht es um die Reichstagswahl
1932, wo historisch die NSDAP gegenüber vorherigen Wahlen erstmals
Verluste einstecken musste und fiktiv Hitler danach ermordet aufgefunden
wird (gab es tatsächlich solche Gedankenspiele damals?), und in
"Das Luxemburg-Komplott" geht es um die Weimarer Republik
1919 und die fiktive Möglichkeit, dass Rosa Luxemburg und Karl
Liebknecht nicht ermordet werden und die sozialistische Revolution siegt.
(2006-04-30)
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Arkadi
und Boris Strugatzki
"Picknick am Wegesrand" (Suhrkamp, Frankfurt/Main 1981)
Eine interessante Science Fiction-Geschichte basierend
auf einer absolut originellen Idee. Hier tauchen keine Außerirdischen
auf, sondern nur die Hinterlassenschaften eines Besuchs auf der Erde
(ohne Begegnung), mit denen sich die Menschen herumschlagen müssen.
Hier gibt es keine globale Bedrohung der Menschheit, keine Beschreibung
von Aliens, sondern ein Rätselraten darüber, was diese außerirdischen
Gegenstände und Phänomene bedeuten könnten und ob es
die Menschen überhaupt kümmern muss, schließlich sind
sie nur auf die jeweiligen Zonen beschränkt. Nicht ganz klar wird
allerdings, worauf das Buch hinaus will, die 4 Kapitel wirken etwas
unzusammenhängend, es geht nicht um eine psychologische Untersuchung,
wie die Menschen auf diesen Kontakt reagieren, aber es ist auch kein
Entwicklungsroman über die Verwicklung eines Einzelnen mit diesem
Ereignis. Eher sind es 4 Kurzgeschichten, die einem gemeinsamen Szenario
folgen. Im ersten Teil geht es um die Unfähigkeit der Hauptperson,
von dem früheren einzelgängerischen Verhalten bei den damals
illegalen Besuchen der Zone auf ein für die Mitmenschen mitverantwortliches
Handeln und Denken beim jetzt legalen Betreten umzuschalten. Hier sind
die außerirdischen Phänomene nur Hintergrund eines persönlichen
Scheiterns der Hauptfigur. Im zweiten Teil wird die Hauptfigur beim
Schmuggel von Gegenständen aus der Zone erwischt, handelt aber
nicht mehr egozentrisch, denn sie hilft einem verunglückten Mitschmuggler
und sorgt vor der Verhaftung noch für finanzielles Auskommen von
Frau und Tochter. Im dritten Teil wechselt die Perspektive zu einem
Agenten, der versucht den Schmuggel aus der Zone zu kontrollieren und
einzudämmen. Hier gibt es dann auch einige philosophische Exkurse
darüber, was die Zonen eigentlich bedeuten könnten. Im vierten
Teil schließlich kommt wieder die Hauptfigur in den Fokus. In
einer letzten Exkursion in die Zone versucht sie zum Zentrum vorzustoßen
auf der Suche nach einer angeblich wunderbewirkenden Kugel, die sie
schließlich unter großen menschlichen Opfern auch findet.
Hier endet die Geschichte ohne Auflösung und der Leser bleibt etwas
ratlos zurück. Doch der Hintergrund der Erzählung(en), diese
völlig eigene Beschreibung der außerirdischen Hinterlassenschaften
und der Umgang der Menschen mit diesen fremden Dingen ist sehr eigenständig
und jenseits aller Hollywood-Klischees. Insoweit dürften einige
der Fragen, denen sich dieses Buch insbesondere im 3. Teil widmet, näher
an der Realität eines möglichen Kontakts mit Aliens und den
daraus sich für die Menschen ergebenden Folgen sein als z.B. "Independence
Day", "Stargate", "Krieg der Welten" und so
weiter. Die erste Berührung mit außerirdischer Intelligenz
wird nicht sofort mit Körperkontakt erfolgen, sondern zuerst werden
uns wohl ihre Hinterlassenschaften treffen, z.B. Radiosignale und Reste
ihrer Expeditionen ins All, schließlich können ihre Kulturen
ja schon vor der Entstehung der Menschheit wieder untergegangen sein
- oder sie entstehen erst, wenn wir uns selbst entsorgt haben. Als nächstes
könnten wir unbemannten Sonden begegnen, denn schließlich
hat auch die Menschheit bisher auch nur Satelliten ins Weltall jenseits
des Mondes geschickt und keine Menschen. Erst danach wird es zu Körperkontakten
kommen. Bis dahin aber werden sich die Menschen längst schleichend
an die Realität der Existenz solcher Lebensformen und ihrer Gegenstände
gewöhnt haben (und die Religionen werden es geschafft haben, sie
auch als Geschöpfe Gottes zu akzeptieren und damit das Dogma der
Einzigartigkeit der Menschheit, die "Krone der Schöpfung",
aufgegeben haben). Schließlich ist auch kein Aufschrei um die
Welt gegangen, als 2005 eindeutig Spuren von Wasser auf dem Mars gefunden
wurden und damit die Voraussetzung für Leben auf einem anderen
Planeten. Ich hatte eigentlich mit Sondersendungen im Fernsehen gerechnet,
aber offenbar haben wissenschaftliche Entdeckungen heute keinen echten
Nachrichtenwert mehr.
Der Erzählung der Strugatzkis folgt ein längeres Nachwort
von Stanislaw Lem und das zieht mich doch runter. Zum einen formuliert
Lem etwas arrogant, was eigentlich Aufgabe von SF-Literatur sein müsste
und wie die meisten SF-Autoren eigentlich nur Märchenerzähler
seien. Danach analysiert er die Geschichte der Strugatzki-Brüder
und deckt die seines Erachtens beste Erklärung für die beschriebenen
Zonen und die berichteten Phänomen auf, was das beste an seinem
Essay ist. Schließlich kritisiert er die Autoren dafür, dass
sie seine Richtlinien für gute SF-Literatur nicht eingehalten hätten
und letztendlich wieder in die Falle der Märchenerzähler gelaufen
seien. Das mag zwar alles richtig sein, aber niemand will nach dem Kauf
eines Neuwagens darüber belehrt werden, was daran noch alles verbesserungswürdig
sei.
(2006-04-18)
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