Für
eine Handvoll Zloty (Polentournee 1997) Um
genau zu sein, für 2 Zloty und 7 Groszy, das ist, was Crassfish aus Hannover
von dieser Polentournee geblieben ist. Aber eigentlich hatte das Misslingen der
Tournee im letzten Jahr - von den versprochenen Konzerten blieb nur ein Auftritt
in Warschau übrig, immerhin zusammen mit Dezerter - uns stutzig machen müssen.
Trotzdem wollten wir wieder unseren Osterurlaub in Polen mit Auftritten verschwenden,
und so knüpften wir die bekannten Kontakte an und gelangten zu einem gewissen
Adam, der als Promoter von polnischen Bekannten eingeschaltet worden war. Da es
aber nie zu einem direkten Kontakt mit diesem kam, wussten wir bei unserer Abreise
aus Hannover am 4. April 1997 nicht viel mehr als die 7 Auftrittsorte und den
Treffpunkt mit Adam. Die Fahrt nach Frankfurt/Oder war ereignislos, da der
Zoll verständlicherweise lieber Kleinbusse, die aus Polen kommen (könnten)
überfüllt, als solche, die erst dorthin fahren wollen. Der Grenzübertritt
bei Swiecko klappt auch immer reibungsloser, vorausgesetzt du führst keinen
LKW. Nach der Grenze hieß es dann, so weit wie möglich nach Polen reinzukommen,
denn am nächsten Tag mittags sollten wir nahe Warszawa unseren Tourbegleiter
Adam treffen. Das war insofern ein Problem, als wir verspätet aus Hannover
weggekommen waren (unser Bassist "musste unbedingt" noch ausschlafen
und gleichzeitig 3 Pakete packen und verschicken), es somit schon Nacht wurde,
und da es in Polen keine Autobahnen gibt, bzw. nur solche, die der Führer
hinterlassen hat, heißen 600 km Weg mindestens 8 Stunden Fahrt, wenn nicht
noch länger. Zudem sollte der geneigte Polenbesucher, wenn er nicht jedes
Mal sein Auto ausräumen will, einen bewachten Parkplatz aufsuchen. Die Suche
nach einer solchermaßen geeigneten Schlafstätte gestaltete sich kompliziert
und führte uns schließlich weit nach Mitternacht und über 800
Kilometern Fahrt nach Lowicz, wo wir mit unserem Bus natürlich der örtlichen
Polizeistreife sofort auffielen. Nach kurzer Überlegung aber verhaftete sie
uns nicht, sondern geleitete uns zum nächsten Hotel, wo man uns zuerst das
letzte 3-Bett-Zimmer nicht vermieten wollte, weil wir zu fünft waren. Am
nächsten Mittag, am 5.4. erreichten wir dann den Treffpunkt, ein Plattenbau
in einer Kleinstadt bei Warszawa, angeblich 2 Stunden zu spät, so dass wir
umgehend die 200 km-Fahrt nach Ostroda, auf halben Wege zwischen Warszawa und
Gdanzk aufnahmen, zusammen mit Adam, der uns den Weg weisen und dolmetschen sollte.
Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und führt über kurvige Landstraßen
durch eine hügelige Landschaft voller kleiner Dörfer und viel Wald.
Ostroda selbst war auch nur eine Kleinstadt und als wir aus dem Bus ausstiegen,
waren wir sofort das Tagesgespräch der örtlichen Jugend, die offenbar
noch nie gefärbte Haare gesehen hatte. Haben die etwa auch kein Fernsehen
dort?! Der Pakamera Pub war ein Flachbau in einem Hinterhof mit einer Bühne
3 Meter über dem Tanzboden, getragen von geschnitzten Säulen Marke Brockenhexe
mit polnischen Wappen. |
Die Kopffreiheit auf der Bühne war weniger
als 2 Meter und die Flüche so klein, dass kaum Bewegungsmöglichkeit
bestand, was aber auch egal war, da wir während des Auftritts wiederholt
eingenebelt wurden. Licht war auch auf der "Bühne" nicht vorhanden.
Plakate hatten wir kaum gesehen und daher beschränkte sich das Publikum wohl
auf Laufkundschaft, die dementsprechend uninteressiert war. Wie soll man da Lust
zum spielen bekommen? Angeblich soll es aber den uns folgenden Techno/Funk/HipHop-DJs
gefallen haben, wie uns Adam nachher erzählte, und der Klub soll bis vor
wenigen Wochen noch ein Punkladen gewesen sein. Im nachhinein glaube ich aber,
dass unser "Promoter" da gelogen hat, denn irgendwas punkiges haben
wir in ganz Ostroda nicht gesehen. So blieb nach dem Auftritt nichts anderes übrig,
als ab ins Hotel und sich dort zu langweilen oder zu besaufen. Übrigens,
Hotels sind in Polen nicht ohne Grund billig, weil in der Übernachtung meist
kein Frühstück enthalten und das Mobiliar abgewetzt ist. So sieht aber
auch das ganze Land aus, insbesondere entlang der größeren Landstraßen.
Aber vielleicht wird ja im Sommer alles von einem gnädigen Grün überwuchert.
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